27. Oktober 2016

GEGEN DIE LINKE MASSENUNIVERSITÄT!

27.10.16
7. Sitzungsperiode des Landtags von Sachsen-Anhalt

Eine Aus­ein­an­de­rung mit den hoch­schul­po­li­ti­schen Vor­stel­lun­gen der Linkspartei.

GEGEN DIE LINKE MASSENUNIVERSITÄT! 

“Die Frak­ti­on DIE LINKE drängt mit einem Antrag dar­auf, dass die von der Lan­des­re­gie­rung ange­kün­dig­te Ver­bes­se­rung der Grund­fi­nan­zie­rung der Hoch­schu­len im Rah­men des Dop­pel­haus­hal­tes 2017/2018 zwin­gend mit einer Ver­bes­se­rung der Arbeits­be­din­gun­gen an den Hoch­schu­len ein­her­ge­hen müs­se. Dazu gehör­ten unter ande­rem sta­bi­le und bere­chen­ba­re attrak­ti­ve Kar­rie­re­we­ge für das wis­sen­schaft­li­che Per­so­nal der Hoch­schu­len.” [Land­tag von Sach­sen-Anhalt]


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Transkript

Dr. Hans-Tho­mas Till­schnei­der (AfD):

Herr Prä­si­dent! Sehr geehr­te Damen und Her­ren! Was die Links­par­tei in dem vor­lie­gen­den Antrag for­dert, klingt ein wenig nach dem Land­tags­wahl­pro­gramm der AfD.

(Lachen bei der LINKEN)

Schon seit Lan­gem for­dern wir, im aka­de­mi­schen Mit­tel­bau wie­der mehr Dau­er­stel­len zu schaf­fen. Auch wir wol­len einem Dozen­ten, der sich bewährt hat, die Ent­fris­tung sei­nes Ver­tra­ges in Aus­sicht stellen. 

(Zuru­fe)

Die Ein­grup­pie­rung der Lehr­kräf­te für beson­de­re Auf­ga­ben in die Ent­gelt­grup­pe 13 ist nach unse­rer Auf­fas­sung eine Selbst­ver­ständ­lich­keit. Auch gegen den Grund­satz Dau­er­stel­len für Dau­er­auf­ga­ben kann eigent­lich nie­mand etwas einwenden. 

Ande­res aus Ihrem Maß­nah­men­ka­ta­log leh­nen wir frei­lich ab, etwa das gleich­stel­lungs­ori­en­tier­te Per­so­nal­ma­nage­ment. Ich möch­te jetzt nicht die Debat­te vom letz­ten Mal wie­der­ho­len. Nur so viel: Die Ver­ga­be von Stel­len nach Geschlecht wür­de das Kri­te­ri­um Qua­li­fi­ka­ti­on rela­ti­vie­ren. Und das ist mit der AfD nicht zu machen. 

Wir blei­ben dabei: Qua­li­fi­ka­ti­on statt Quote. 

(Bei­fall bei der AfD)

Wei­ter­hin leh­nen wir die For­de­rung nach soge­nann­ten Qua­li­fi­zie­rungs­ver­ein­ba­run­gen mit den Dok­to­ran­den ab. Sol­che Ver­ein­ba­run­gen bedeu­ten nur mehr sinn­lo­se Büro­kra­tie und wären ein wei­te­rer Schritt hin zu Ver­schu­lung der Pro­mo­ti­on, was dem Wesen der Pro­mo­ti­on, einen Weg ins Unge­bahn­te zu fin­den, zutiefst wider­spricht und die Qua­li­tät der Pro­mo­ti­on also nicht sichern, son­dern nur wei­ter absen­ken dürfte. 

Gera­de die­ses Detail aus Ihrem Antrag ist aber sehr auf­schluss­reich. Es zeigt: Ihre For­de­run­gen ste­hen im Kon­text einer expan­si­ven Hoch­schul­po­li­tik, einer Hoch­schul­po­li­tik, die auf Mas­se statt auf Klas­se setzt. 

(Hen­drik Lan­ge, DIE LINKE: Nein, das stimmt nicht!)

Vor die­sem Hin­ter­grund wer­den dann lei­der auch Ihre an sich rich­ti­gen For­de­run­gen falsch. Im Moment ist das größ­te Pro­blem der Uni­ver­si­tät, dass sich an ihr viel zu vie­le tum­meln, die dort fehl am Platz sind. 

(Bei­fall bei der AfD)

Wenn 50 % eines Jahr­gangs stu­die­ren, dann sind min­des­tens 50 % davon einem aka­de­mi­schen Stu­di­um nicht gewach­sen, sagt Pro­fes­sor Ger­hard Wolf, ein Alt­ger­ma­nist aus Bay­reuth. Recht hat er. 

(Zustim­mung bei der AfD) 

Und wo sagt er es? – In einer Stu­die der Kon­rad-Ade­nau­er-Stif­tung, die zu Beginn die­ses Jah­res erschie­nen ist. Ich ste­he nun ganz sicher nicht im Ver­dacht, Wer­bung für eine CDU-nahe Stif­tung machen zu wol­len, aber in die­se Stu­die, wer­te Kol­le­gen von der Links­par­tei, soll­ten Sie einen Blick werfen. 

(Hen­drik Lan­ge, DIE LINKE: Ja!)

Sie beru­fen sich statt­des­sen auf die soge­nann­te Wit­ten­ber­ger Erklä­rung der GEW. Dort heißt es – ich zitiere -: 

„Die GEW wen­det sich gegen Ver­su­che, bes­se­re Stu­di­en­be­din­gun­gen durch eine Ein­schrän­kung des Hoch­schul­zu­gangs zu erreichen.“

(Hen­drik Lan­ge, DIE LINKE: Das ist sehr vernünftig!)

Genau das, woge­gen die GEW sich aus­spricht, ist nun aber der Weg, den wir gehen müs­sen. Eine Ein­schrän­kung des Hoch­schul­zu­gangs, etwa durch fach­be­zo­ge­ne Auf­nah­me­prü­fun­gen, wür­de nicht nur zu ver­bes­ser­ten Arbeits­be­din­gun­gen an der Uni­ver­si­tät füh­ren, son­dern auch zu einem jähen Qualitätssprung. 

Dadurch kämen weni­ger Stu­den­ten an die Uni­ver­si­tät, was ohne den gerings­ten finan­zi­el­len Mehr­auf­wand die Struk­tu­ren ent­las­ten und die rein äuße­ren Stu­di­en­be­din­gun­gen ver­bes­sern wür­de. Außer­dem – das ist viel wich­ti­ger – wären dann nur noch die bes­ten und enga­gier­tes­ten Stu­den­ten an der Uni­ver­si­tät, was das aka­de­mi­sche Niveau schlag­ar­tig anhe­ben würde. 

Gera­de das wol­len Sie aber nicht. Sie wol­len eine Infla­ti­on der Abschlüs­se durch eine Absen­kung der Maß­stä­be. Das ist der kate­go­ri­sche Impe­ra­tiv Ihrer ver­fehl­ten Bil­dungs- und Hochschulpolitik. 

(Bei­fall bei der AfD)

Solan­ge die­ses Den­ken vor­herrscht, wäre mehr Geld Gift für die Uni­ver­si­tät. Solan­ge die For­de­rung nach mehr Geld nicht in ein Gesamt­kon­zept zur Anhe­bung der aka­de­mi­schen Maß­stä­be ein­ge­bet­tet ist, solan­ge wird mehr Geld die Kri­se der Uni­ver­si­tät nur noch verschärfen. 

Dass Sie die­se Kri­se über­haupt nicht wahr­neh­men, offen­bart, dass Sie vom Bil­dungs- und ins­be­son­de­re vom Hoch­schul­we­sen ent­we­der kei­nen blas­sen Schim­mer haben oder es mut­wil­lig und sys­te­ma­tisch zugrun­de rich­ten wollen. 

(Bei­fall bei der AfD)

Was Sie wol­len, ist der Marsch in eine durch­ideo­lo­gi­sier­te, über­di­men­sio­nier­te, fett­wa­bern­de und jeden Anspruch auf her­aus­ra­gen­de Leis­tung fah­ren­las­sen­de Massenuniversität. 

(Bei­fall bei der AfD)

Wir dage­gen wol­len genau in die ande­re Rich­tung. Wir wol­len Klas­se statt Mas­se. Wir wol­len die deut­sche Uni­ver­si­tät zu ihrer alten Grö­ße und Welt­gel­tung zurück­füh­ren. Des­halb leh­nen wir Ihren Antrag ab und haben einen Alter­na­tiv­an­trag ein­ge­bracht, der Ihre rein peku­niä­ren Maß­nah­men in den rich­ti­gen Kon­text stellt. Gera­de auf dem Feld der Bil­dungs- und Hoch­schul­po­li­tik gilt näm­lich: Geld ist nicht alles. 

(Bei­fall bei der AfD)