21. Juni 2017

DIE GEMEINSCHAFTSSCHULE FÖRDERT KEINE INDIVIDUALITÄT, SONDERN UNIFORME NULLITÄT!

21.06.17
14. Sitzungsperiode des Landtags von Sachsen-Anhalt

Erwi­de­rungs­re­de auf einen Antrag der Lin­ken, die Gemein­schafts­schu­len stär­ker zu fördern.

DIE GEMEINSCHAFTSSCHULE FÖRDERT KEINE INDIVIDUALITÄT, SONDERN UNIFORME NULLITÄT!

 

Quel­le [Land­tag von Sachsen-Anhalt]


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Transkript

Dr. Hans-Tho­mas Till­schnei­der (AfD):

Frau Prä­si­den­tin! Sehr geehr­te Damen und Her­ren! In § 1 der Ver­ord­nung über die Gemein­schafts­schu­le Sach­sen-Anhalt vom 20. Juli 2013 heißt es – ich zitiere:

„Die Gemein­schafts­schu­le nimmt Schü­le­rin­nen und Schü­ler mit ver­schie­de­nen Lern­aus­gangs­la­gen auf und ver­zich­tet weit­ge­hend auf deren Zuord­nung zu Bil­dungs­gän­gen. Sie ist der indi­vi­du­el­len För­de­rung der Schü­le­rin­nen und Schü­ler verpflichtet.“

Haben Sie den Wider­spruch bemerkt? Oder sind Sie so ver­blen­det, dass sie ihn nicht sehen kön­nen? Wie, so fra­ge ich, sol­len Schü­ler indi­vi­du­ell, also ihrer Bega­bung ange­mes­sen geför­dert wer­den, wenn man sie unter­schieds­los in eine Schu­le und in gemein­sa­me Klas­sen wirft?

(Bei­fall bei der AfD)

Sie wer­den sagen, der Leh­rer soll das tun. Aber ist das nicht eine maß­lo­se Über­for­de­rung, wenn Sie von einem Leh­rer ver­lan­gen, dass er mit hoch­gra­dig hete­ro­ge­nen Klas­sen zurecht­kom­men soll? Man wirft also Schü­ler auf Hauptschul‑, Real­schul- und Gym­na­si­al­ni­veau in eine Klas­se und ein Leh­rer muss dann in einer Klas­se Unter­richt auf drei Niveau­stu­fen anbie­ten. Wes­halb grup­piert man die Schü­ler nicht gleich nach einem mehr­glied­ri­gen und leis­tungs­dif­fe­ren­zier­ten Schulsystem?

(Bei­fall bei der AfD)

Hier scheint viel Irra­tio­na­li­tät im Spiel zu sein.

(Dr. Fal­ko Gru­be, SPD: Das sehen wir!)

Der Reiz der Gemein­schafts­schu­le besteht dar­in, dass sie eine gewis­se Stall­wär­me aus­strahlt, eine links­li­be­ra­le Sau­woh­lig­keit, die Schul­erfolg ohne Mühe, Chan­cen ohne Ende und Bil­dung ohne Druck verheißt.

(Bei­fall bei der AfD)

Das alles sind Din­ge, die, wenn man es recht bedenkt, hoch­gra­dig para­dox sind und über­dies ver­deut­li­chen, dass das Bekennt­nis zur indi­vi­du­el­len För­de­rung nicht mehr ist als ein Lippenbekenntnis.

Die Gemein­schafts­schu­le för­dert kei­ne Indi­vi­dua­li­tät – das soll sie auch gar nicht -, son­dern nur eine höchst uni­for­me Nul­li­tät. Damit liegt die Gemein­schafts­schu­le voll im Trend. Denn es gab noch kei­ne Zeit, in der welt­weit so viel von Indi­vi­dua­li­tät geplap­pert wur­de und in der sich die Men­schen doch so gleich waren wie heute.

(Zustim­mung bei der AfD)

Es bleibt dabei: Das dif­fe­ren­zier­te drei­glied­ri­ge Schul­we­sen aus Haupt­schu­le, Real­schu­le und Gym­na­si­um nach einer gemein­sa­men vier­jäh­ri­gen Grund­schul­zeit garan­tiert eine opti­ma­le För­de­rung ent­spre­chend der indi­vi­du­el­len Bega­bung. Es ist das Bes­te für unse­re Kinder.

(Bei­fall bei der AfD)

Die Grund­schu­le ist zwar eine Art Gemein­schafts­schu­le. Im Fall der Grund­schu­le ist es aber auch sinn­voll, weil sie, wie es ihr Name schon sagt, nur sehr Grund­le­gen­des ver­mit­telt. Und das geht auch bei rela­tiv hete­ro­ge­nen Grup­pen. Die Grund­schu­le wird manch­mal auch Volks­schu­le genannt. Wenn also DIE LINKE unbe­dingt eine Gemein­schafts­schu­le haben will, wür­den wir uns einer Umbe­nen­nung der Grund­schu­le in „Volks­ge­mein­schafts­schu­le“ nicht verschließen.

(Bei­fall bei der AfD – Eva Feuß­ner, CDU, und Gui­do Heu­er, CDU lachen)

Aber Spaß bei­sei­te. Wir hal­ten von Ihrem Antrag gar nichts. Wir wol­len die Gemein­schafts­schu­le nicht för­dern. Wir wün­schen uns, dass die Gemein­schafts­schu­le getilgt wird vom Ange­sicht der Erde und in die Geschichts­bü­cher der Päd­ago­gik ein­geht, wo sie künf­ti­gen Gene­ra­tio­nen als mah­nen­des Bei­spiel für Irr­we­ge dient. – Vie­len Dank.

(Bei­fall bei der AfD)