27. Juli 2017

Nietzsches Erbe besser pflegen!

„Es ist mög­lich, fast ohne Erin­ne­rung zu leben, ja glück­lich zu leben, wie das Tier zeigt; es ist aber ganz und gar unmög­lich, ohne Ver­ges­sen über­haupt zu leben. Oder, um mich noch ein­fa­cher über mein The­ma zu erklä­ren: es gibt einen Grad von Schlaf­lo­sig­keit, von Wie­der­käu­en, von his­to­ri­schem Sin­ne, bei dem das Leben­di­ge zu Scha­den kommt und zuletzt zugrun­de geht, sei es nun ein Mensch oder ein Volk oder eine Kultur.“

Die­se Ein­sicht stammt von Fried­rich Nietz­sche. Sie ver­deut­licht, daß sei­ne Phi­lo­so­phie heu­te aktu­el­ler ist denn je. Viel­leicht erklärt sie auch, wes­halb Nietz­sches Erbe heu­te in Sach­sen-Anhalt so stief­müt­ter­lich gepflegt wird, obwohl Nietz­sche 1844 in Röcken im Bur­gen­land­kreis gebo­ren wur­de, lan­ge in Naum­burg gelebt und die Lan­des­schu­le Pfor­ta besucht hat, also aufs Engs­te mit Orten, die im heu­ti­gen Sach­sen-Anhalt lie­gen, ver­bun­den ist. 

Sei­ne Kri­tik an all denen, die nicht anders kön­nen, als die Gegen­wart unter der Ver­gan­gen­heit zu begra­ben, muß jenen, die heu­te immer von Ver­gan­gen­heits­be­wäl­ti­gung reden, aber nie etwas von der Ver­gan­gen­heit bewäl­ti­gen, son­dern sie immer nur wie­der­käu­en, pein­lich sein. So geben unse­re Wie­der­käu­er sich alle Mühe, Nietz­sche selbst zu ver­ges­sen, und ver­ste­cken einen Phi­lo­so­phen von Welt­rang, der hier sei­ne Hei­mat hatte.

Was das Land Sach­sen-Anhalt für das Nietz­sche-Geden­ken in Sach­sen-Anhalt aus­gibt, ist beschä­mend. Seit 2004 för­dert das Land die Nietz­sche-Gedenk­stät­ten mit Beträ­gen, die zusam­men­ge­rech­net pro Jahr zwi­schen 30.000 und 50.000€ lie­gen. Vor­sit­zen­de des Ver­eins der Gedenk­stät­te Röcken ist eine Anglis­tin der Uni Leip­zig, die mit Nietz­sche etwas weni­ger als rein gar nichts zu tun hat, und der Fried­rich-Nietz­sche-Preis wur­de 2014 ein­ge­stellt. Bis dahin war er mit 15.000€ Preis­geld die höchst­do­tier­te Aus­zeich­nung für phi­lo­so­phisch-essay­is­ti­sche Wer­ke, die an Grö­ßen unse­res Geis­tes­le­bens wie den Gada­mer- und Heid­eg­ger-Ken­ner Siv­lio Vet­ta oder den begna­de­ten Essay­is­ten Rüdi­ger Safran­ski ver­lie­hen wurde.

Alle wei­te­ren Details des Elends nach­zu­le­sen hier: https://kleineanfragen.de/sachsen-anhalt/7/1681-stellenwert-friedrich-nietzsches-in-der-kulturpolitik-des-landes-sachsen-anhalt

Wenn das Land hun­der­te Mil­lio­nen für Gen­der­schwach­sinn aus­gibt und gro­ße Anstren­gun­gen unter­nimmt, um ein Schuld­be­wußt­sein für die deut­sche Unheils­ge­schich­te per­ma­nent wach zu hal­ten, dann kann es nicht sein, daß das Nietz­sche-Andenken mit ein paar Zehn­tau­send Euro jähr­lich aus­kom­men soll! Wir brau­chen eine aus­kömm­lich finan­zier­te For­schungs­stel­le mit wis­sen­schaft­li­chem Mit­ar­bei­ter­stab und einen Nietz­sche-Preis, der im Sin­ne Nietz­sches für zeit­geist­kri­ti­sche Essays ver­ge­ben wird und Sach­sen-Anhalt zu einem Leucht­turm des deut­schen Geis­tes­le­bens macht.