Nietzsches Erbe besser pflegen!
„Es ist möglich, fast ohne Erinnerung zu leben, ja glücklich zu leben, wie das Tier zeigt; es ist aber ganz und gar unmöglich, ohne Vergessen überhaupt zu leben. Oder, um mich noch einfacher über mein Thema zu erklären: es gibt einen Grad von Schlaflosigkeit, von Wiederkäuen, von historischem Sinne, bei dem das Lebendige zu Schaden kommt und zuletzt zugrunde geht, sei es nun ein Mensch oder ein Volk oder eine Kultur.“
Diese Einsicht stammt von Friedrich Nietzsche. Sie verdeutlicht, daß seine Philosophie heute aktueller ist denn je. Vielleicht erklärt sie auch, weshalb Nietzsches Erbe heute in Sachsen-Anhalt so stiefmütterlich gepflegt wird, obwohl Nietzsche 1844 in Röcken im Burgenlandkreis geboren wurde, lange in Naumburg gelebt und die Landesschule Pforta besucht hat, also aufs Engste mit Orten, die im heutigen Sachsen-Anhalt liegen, verbunden ist.
Seine Kritik an all denen, die nicht anders können, als die Gegenwart unter der Vergangenheit zu begraben, muß jenen, die heute immer von Vergangenheitsbewältigung reden, aber nie etwas von der Vergangenheit bewältigen, sondern sie immer nur wiederkäuen, peinlich sein. So geben unsere Wiederkäuer sich alle Mühe, Nietzsche selbst zu vergessen, und verstecken einen Philosophen von Weltrang, der hier seine Heimat hatte.
Was das Land Sachsen-Anhalt für das Nietzsche-Gedenken in Sachsen-Anhalt ausgibt, ist beschämend. Seit 2004 fördert das Land die Nietzsche-Gedenkstätten mit Beträgen, die zusammengerechnet pro Jahr zwischen 30.000 und 50.000€ liegen. Vorsitzende des Vereins der Gedenkstätte Röcken ist eine Anglistin der Uni Leipzig, die mit Nietzsche etwas weniger als rein gar nichts zu tun hat, und der Friedrich-Nietzsche-Preis wurde 2014 eingestellt. Bis dahin war er mit 15.000€ Preisgeld die höchstdotierte Auszeichnung für philosophisch-essayistische Werke, die an Größen unseres Geisteslebens wie den Gadamer- und Heidegger-Kenner Sivlio Vetta oder den begnadeten Essayisten Rüdiger Safranski verliehen wurde.
Alle weiteren Details des Elends nachzulesen hier: https://kleineanfragen.de/sachsen-anhalt/7/1681-stellenwert-friedrich-nietzsches-in-der-kulturpolitik-des-landes-sachsen-anhalt
Wenn das Land hunderte Millionen für Genderschwachsinn ausgibt und große Anstrengungen unternimmt, um ein Schuldbewußtsein für die deutsche Unheilsgeschichte permanent wach zu halten, dann kann es nicht sein, daß das Nietzsche-Andenken mit ein paar Zehntausend Euro jährlich auskommen soll! Wir brauchen eine auskömmlich finanzierte Forschungsstelle mit wissenschaftlichem Mitarbeiterstab und einen Nietzsche-Preis, der im Sinne Nietzsches für zeitgeistkritische Essays vergeben wird und Sachsen-Anhalt zu einem Leuchtturm des deutschen Geisteslebens macht.