4. April 2020

Flügelkampf einstellen! Freundschaftlicher Rat an den Parteivorsitzenden Jörg Meuthen – Teil 2

Wol­len wir die Beob­ach­tung eines Flü­gels der AfD durch den Ver­fas­sungs­schutz rich­tig ein­ord­nen, so müs­sen wir fest­stel­len, daß sie im Kern nichts ande­res ist als ein Spal­tungs­ver­such. Der Ver­fas­sungs­schutz setzt den Keil an. Er spielt das Spiel „guter AfD­ler – böser AfD­ler“, und die Medi­en, die CDU, die FDP und lei­der auch Tei­le der AfD spie­len mit. CDU-Poli­ti­ker stel­len in Hin­ter­grund­ge­sprä­chen mit­tel­fris­tig Regie­rungs­be­tei­li­gun­gen in Aus­sicht, soll­te es der AfD gelin­gen, den einen Flü­gel aus­zu­schlie­ßen oder abzu­spal­ten. Beson­ders schä­big: Par­tei­freun­de sind sich nicht zu scha­de, den Vor­wurf der VS-Beob­ach­tung im inner­par­tei­li­chen Macht­kampf zu nut­zen, was natür­lich vom Ver­fas­sungs­schutz ins Kal­kül gezo­gen wird. Mög­li­cher­wei­se ste­hen eini­ge in sei­nen Diens­ten. Die Meis­ten treibt aber wohl doch nur gewöhn­li­che Macht- und Pos­ten­gier an. Sie ent­blö­ßen sich damit mora­lisch und intel­lek­tu­ell. Intel­lek­tu­ell, weil sie die aus dem Geist radi­ka­ler Ent­gren­zungs­ideo­lo­gie gebo­re­nen Wer­tun­gen des Ver­fas­sungs­schut­zes nicht durch­schau­en, ana­ly­sie­ren und kri­ti­sie­ren, son­dern tumb nach­plap­pern. Mora­lisch, weil ihre Macht- und Pos­ten­gier so weit reicht, daß sie sich nicht schä­men, die Angrif­fe von außen für ihre Zwe­cken zu nutzen.

Da der Flü­gel dem Bun­des­vor­stands­be­schluß, der sei­ne Auf­lö­sung for­der­te, sofort und ohne den gerings­ten Wider­stand ent­spro­chen hat, ist dem Spal­tungs­spiel des Ver­fas­sungs­schut­zes nun aber die Grund­la­ge ent­zo­gen. Der Flü­gel war eben am Ende gera­de kein Schutz­raum für Patrio­ten, wie das eini­ge sei­ner Anhän­ger den­ken, son­dern er war eine Ziel­mar­kie­rung für den Feind. Nun gibt es ihn nicht mehr. Er hat eine ele­gan­te Aus­weich­be­we­gung hin­ge­legt, und der Keu­len­schlag, der ihn tref­fen soll­te, ging mit Wucht ins Lee­re. Da ist nichts mehr zum Abspal­ten, und die über­schie­ßen­de Wut derer, die ehe­ma­li­ge Flü­gel­prot­ago­nis­ten stell­ver­tre­tend für den auf­ge­lös­ten Flü­gel jetzt mit Ord­nungs­maß­na­men über­zie­hen wol­len oder davon fabu­lie­ren, Struk­tu­ren zer­schla­gen zu müs­sen, die es nie gab, spricht Bän­de. Es ent­steht fast der Ein­druck, sie sei­en etwas ent­täuscht, weil sie in Wahr­heit gewollt und damit gerech­net haben, daß der Flü­gel sich wider­setzt, nur, um dann die Abspal­tung durch­set­zen zu können.

Vor die­sem Hin­ter­grund erscheint die von Jörg Meu­then los­ge­tre­te­ne Dis­kus­si­on über die Spal­tung der Par­tei in kei­nem guten Licht. Sie erscheint wie der nun­mehr drit­te oder vier­te Ver­such, das Ziel, das der Ver­fas­sungs­schutz nicht erreicht hat, auf ande­rem Wege doch noch zu errei­chen. Man muß kei­ne Ver­schwö­rungs­theo­rie bil­den, um die­se Ver­su­che zu kri­ti­sie­ren. Aber der Ein­druck, daß immer wie­der in neu­en Anläu­fen ver­sucht wird, die AfD zu spal­ten, der besteht. Jörg Meu­then reiht sich neben Bernd Lucke, Frau­ke Petry, dem Ver­fas­sungs­schutz und der Jun­ge Frei­heit ein in eine unrühm­li­che Serie von Ver­su­chen, die not­wen­di­ge Ein­heit der Patrio­ten in die­sem Land zu verhindern.
Nicht erstaun­lich, wenn nun über Zusam­men­hän­ge spe­ku­liert wird und wenn Rück­tritts­for­de­run­gen laut wer­den. Da Jörg Meu­then aus der Rie­ge der alten Flü­gel­fein­de nahe­zu nie­mand bei­springt, scheint er kom­plett iso­liert. Eini­ge, denen man ähn­li­che Spal­tungs­plä­ne zutrau­en wür­de, schwei­gen. Sie tun dies wohl nicht, weil sie auf­grund tie­fe­rer Ein­sicht erkannt haben, falsch zu lie­gen, son­dern nur, weil sie auf­grund ober­fläch­li­cher Ein­sicht erkannt haben, daß auch der jüngs­te Ver­such schei­tern wird. Jörg Meu­then wie­der­um hat jetzt nur noch eine Chan­ce. Er muß ein­se­hen, daß er einen schwe­ren Feh­ler began­gen hat, muß sich dafür ent­schul­di­gen und – am wich­tigs­ten – alle macht­po­li­tisch moti­vier­ten Angrif­fe auf Par­tei­mit­glie­der, die sich dem Flü­gel zurech­ne­ten, sofort ein­stel­len. Im Klar­text: Hän­de weg von Höcke! Hän­de weg von Kal­bitz! Mit der Auf­lö­sung des Flü­gels ist die Sache erle­digt. Wir sind eine AfD.

Allen muß klar sein: Eine Beob­ach­tung der AfD durch den Ver­fas­sungs­schutz läßt sich nicht abwen­den, weil das Sys­tem der Alt­par­tei­en nicht bereit ist, eine patrio­ti­sche Kraft zu akzep­tie­ren. Die Anläs­se und Begrün­dun­gen sind belie­big und nicht zu ver­mei­den. Die Refe­ren­ten­stä­be in den Ver­fas­sungs­schutz­äm­tern sind mit Per­so­nen besetzt, die ein auf der­ma­ßen radi­ka­le Wei­se links-libe­ra­les Den­ken pfle­gen, daß es für eine kon­ser­va­ti­ve und patrio­ti­sche Rechts­staats­par­tei unmög­lich ist, ihnen kei­ne Angriffs­punk­te zu lie­fern, will sie sich nicht selbst ver­leug­nen. Eine ande­re Ange­le­gen­heit sind – noch – die Gerich­te, und des­halb ist es ange­bracht, daß die AfD sich juris­tisch zur Wehr setzt. Sie tut dies als Gan­zes, denn die Lek­ti­on aus dem Agie­ren des Ver­fas­sungs­schut­zes und den diver­sen Abspal­tungs­ver­su­chen ist: Wer einen Teil der AfD angreift, der greift nie nur die­sen Teil an, der greift in ihm die Ein­heit der Par­tei an. Jeder Flü­gel­an­hän­ger, der jetzt ange­grif­fen wird, ver­kör­pert die Ein­heit der Par­tei. Wer ihn ver­tei­digt, ver­tei­digt die Ein­heit der Par­tei. Das Gebot der Stun­de ist Soli­da­ri­tät und ein Ende der macht­po­li­ti­schen Instru­men­ta­li­sie­rung von Par­tei­stra­fen. Nie­mand außer den Spal­tern selbst ver­dient, abge­spal­ten zu wer­den. Kann Jörg Meu­then das ein­se­hen und gewähr­leis­ten, hat er noch eine Chan­ce verdient.

Hans-Tho­mas Tillschneider