10. April 2020

Verschwörungstheorien? Ja bitte!

Ich ken­ne nie­man­den, der an dem neu­en Coro­na-Virus erkrankt ist. Und nie­mand mei­ner Bekann­ten kennt jeman­den, der erkrankt ist. Ich habe zu Coro­na weder eige­ne, authen­ti­sche Erfah­rung noch pri­va­te Über­lie­fe­rung. Ich habe, um ganz ehr­lich zu sein, wäh­rend der letz­ten Wochen nie­man­den auch nur auf­fäl­lig hus­ten gehört. Zumin­dest kann ich mich nicht dar­an erin­nern. Ich weiß von nie­man­dem, der an Coro­na gestor­ben wäre. Was ich sicher weiß: Ich lag fast den gan­zen Febru­ar mit Grip­pe im Bett. Und ich bin kei­ne Ausnahmeerscheinung.

Die Zah­len, die uns das Robert-Koch-Insti­tut prä­sen­tiert, wider­le­gen die Unwirk­lich­keit der neu­en Virus­er­kran­kung nicht, ganz im Gegen­teil. Bis­lang wur­den in Deutsch­land 108.000 Men­schen posi­tiv auf das neue Virus getes­tet, 2100 der posi­tiv Getes­te­ten sind seit Beginn der Aus­brei­tung des Virus in Deutsch­land gestor­ben (Stand 9.4.2020). Dazu soll­te man wis­sen, daß in Deutsch­land unter nor­ma­len Ver­hält­nis­sen pro Tag (!) im Schnitt an die 2700 Men­schen ster­ben, davon um die 200 an rei­nen Atem­wegs­er­kran­kun­gen (Lun­gen­ent­zün­dung, COPD etc.), die diver­sen Krebs­ar­ten der Atem­we­ge nicht ein­ge­rech­net, denn sie gel­ten als Krebs­to­te . Eine sol­che Dif­fe­ren­zie­rung wird nun im Fall von Coro­na nicht vor­ge­nom­men. Ein ver­stor­be­ner Lugen­krebs­pa­ti­ent, bei dem das Coro­na-Virus nach­ge­wie­sen wur­de, gilt als Coro­na-Toter. Zwar sperrt sich das Robert-Koch-Insti­tut nicht mehr gegen Obduk­tio­nen von ver­stor­be­nen Infi­zier­ten, um Klar­heit über die wah­re Ster­be­ur­sa­che zu gewin­nen, hat aber nur auf öffent­li­chen Druck hin ein­ge­lenkt.

Inter­es­san­ter­wei­se wird in Deutsch­land nir­gend­wo eine signi­fi­kan­te Über­sterb­lich­keit, also eine gegen­über den nor­ma­len Durch­schnitts­wer­ten erhöh­te Ster­be­ra­te als Argu­ment ange­führt. Das heißt: Es ster­ben so viel, wie eh ster­ben wür­den, und bei eini­gen die­ser durch­schnitt­lich 2700 Toten pro Tag fin­det man das Coro­na-Virus, wes­halb sie als Coro­na-Tote gezählt wer­den. Zum Ver­gleich: Wäh­rend der Spa­ni­schen Grip­pe hat sich die Durch­schnitts­ster­be­ra­te zeit­wei­se ver­sechs­facht. Um sol­che Wer­te zu errei­chen müß­te die Ster­be­ra­te in Deutsch­land von 2700 Toten pro Tag auf 16.200 pro Tag klet­tern. Es müß­ten pro Tag zusätz­lich zu denen, die ohne­hin ster­ben, 13.500 nur an der neu­en Krank­heit ster­ben. In den letz­ten Tagen sind nach Anga­ben des Robert-Koch-Insti­tuts pro Tag um die 200 Men­schen an dem Virus oder – bes­ser gesagt – mit dem Virus gestorben.

Dazu paßt, daß das Durch­schnitts­al­ter (!) der Coro­na-Toten bei 80 Jah­ren liegt, also ziem­lich genau so hoch wie die durch­schnitt­li­che Lebens­er­war­tung in der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land . Wenn auch das neue Coro­na­vi­rus in eini­gen Fäl­len zum Tod füh­ren soll­te, so führt es im Schnitt doch nicht dazu, daß man frü­her stirbt als durch­schnitt­lich erwart­bar. Das neue Coro­na­vi­rus scheint das Leben zu been­den, ohne es zu verkürzen.

So drängt sich die Fra­ge auf, ob die von der Bun­des­re­gie­rung ergrif­fe­nen Maß­nah­men, die uns mit Sicher­heit in eine der schwers­ten Wirt­schafts­kri­sen unse­rer Geschich­te stür­zen wer­den, nicht über­zo­gen sind. Der Arzt Gun­ter Frank hat auf dem Inter­net­blog Ach­Gut in einem ein­präg­sa­men Bild von einem Ele­fan­ten gespro­chen, der aus Angst vor der Kat­ze die Klip­pe hinunterspringt.

Von offi­zi­el­ler Sei­te wird dage­gen vor­ge­bracht: Die Leta­li­tät, also die Töd­lich­keit der neu­en Krank­heit, ran­giert zuge­ge­be­ner­ma­ßen in einem sehr nied­ri­gen Bereich. Bei einer unkon­trol­lier­ten Aus­brei­tung des Virus wür­den aber die Kran­ken­haus­plät­ze und Beatmungs­ge­rä­te nicht aus­rei­chen, um alle schwe­ren Fäl­le zu behan­deln. Das sei­en zwar nur weni­ge Pro­zent alle Erkrank­ten, kaum mehr als bei einer Grip­pe, bei einer expo­nen­ti­ell anstei­gen­den Durch­seu­chung der Bevöl­ke­rung in kür­zes­ter Zeit aber wür­de unser Gesund­heits­sys­tem trotz­dem mas­siv über­for­dert. Es dür­fe nicht zur Ratio­nie­rung von Behand­lungs­mög­lich­kei­ten und damit zu medi­zin­ethisch pro­ble­ma­ti­schen Ent­schei­dun­gen kom­men, wel­ches Leben ange­sichts knap­per Res­sour­cen ret­tens­wert ist und wel­ches nicht. Des­halb müs­se durch mas­si­ve Ein­schrän­kung öffent­li­cher Kon­tak­te die Aus­brei­tung des Virus gebremst wer­den. So weit, so verständlich.

Das Pro­blem an die­ser Argu­men­ta­ti­on: Es gibt kei­nen Grund, der Regie­rung abzu­neh­men, sie wür­de Men­schen­le­ben so hoch ach­ten, daß sie auf unsi­che­rer Wis­sens­ba­sis zur hypo­the­ti­schen Ret­tung von ein paar tau­send Bun­des­bür­gern unse­re gesam­te Volks­wirt­schaft opfert. Einer Regie­rung, die das Geschäft mit der Selbst­tö­tung Alter und Kran­ker als Ster­be­hil­fe ver­harm­lost und schritt­wei­se lega­li­siert, neh­me ich nicht ab, daß der Erhalt von Leben der höchs­te Pri­mat ihres Han­delns ist. Noch viel weni­ger neh­me ich das einer Pres­se ab, die Ster­be­hil­fe regel­recht bewirbt und der Kund­schaft schmack­haft macht, oft auch mit dem Argu­ment, es sei edel, der Gesell­schaft kei­ne über­mä­ßi­gen Pfle­ge- und Behand­lungs­kos­ten auf­zu­bür­den. Wei­ter­hin neh­me ich einer Regie­rung, die mit der ste­ti­gen Locke­rung der Abtrei­bungs­re­geln der hun­dert­tau­send­fa­chen Tötung unge­bo­re­nen Lebens Vor­schub leis­tet, nicht ab, daß sie ein gan­zes Land gegen die Wand fährt, um Men­schen­le­ben zu ret­ten.  Das Argu­ment, man wol­le eine Situa­ti­on wie in Ita­li­en ver­mei­den, wo auf­grund der Knapp­heit der Beatmungs­ge­rä­te die Ärz­te ent­schei­den muß­ten, wer wei­ter­le­ben durf­te und wer nicht, ver­liert an Glaub­wür­dig­keit und gewinnt an Zynis­mus ange­sichts der Tat­sa­che, daß Ratio­nie­run­gen aller Art im Gesund­heits­sys­tem schon längst Rea­li­tät sind und immer wei­ter­ge­hen­de Ratio­nie­run­gen in regel­mä­ßi­gen Abstän­den von Phar­ma- und Ver­si­che­rungs­lob­by­is­ten und Gesund­heits­po­li­ti­kern (zumeist liegt hier Per­so­nal­uni­on vor) gefor­dert werden.

Besteht schon Anlaß, an den vor­geb­li­chen Moti­ven der Regie­rung zu zwei­feln, so sind die Ent­schei­dun­gen selbst dann irra­tio­nal, wenn wir den Ent­schei­dern ihre Moti­ve zuge­ste­hen. Die Abwä­gung, eine gan­ze Volks­wirt­schaft in eine tie­fe Rezen­si­on zu schi­cken, um tau­sen­de Men­schen­le­ben zu ret­ten, geht nicht auf. Der pro­vo­zier­te Zusam­men­bruch unse­rer Wirt­schaft wür­de allein durch die dann mas­siv ver­schlech­ter­te Gesund­heits­ver­sor­gung schon kurz­fris­tig eini­ges mehr an Toten nach sich zie­hen als eine völ­lig unge­zü­gel­te Coro­na-Epi­de­mie, der in Ita­li­en bis­lang ins­ge­samt 18.000 Men­schen zum Opfer gefal­len sind.

Das Ifo-Insti­tut geht aktu­ell von im güns­tigs­ten Fall 255 Mil­li­ar­den, im ungüns­tigs­ten Fall bis zu über 700 Mil­li­ar­den an volks­wirt­schaft­li­chem Scha­den aus. Dazu kom­men 1,8 Mil­lio­nen ver­nich­te­ter Arbeits­plät­ze. Es soll nie­mand behaup­ten, daß sich schon mit einem Bruch­teil die­ser Scha­dens­sum­me nicht so vie­le Beatmungs­ge­rä­te her­stel­len lie­ßen, wie vor­aus­sicht­lich bei einer unge­zü­gel­ten Aus­brei­tung benö­tigt wür­den. Hät­te man die Aus­brei­tung durch Maß­nah­men gedämpft, die das Wirt­schafts­le­ben nicht oder nur gering­fü­gig belas­ten wie Atem­schutz, Abstands­re­geln, öffent­li­che Bereit­stel­lung von Des­in­fek­ti­ons­ge­le­gen­hei­ten usw. usf. und par­al­lel Mil­li­ar­den in den Sofort­aus­bau von Behand­lungs­plät­zen inves­tiert, kein schwer Erkran­ter hät­te abge­wie­sen wer­den müs­sen. Obwohl nur ein Bruch­teil des­sen in den Aus­bau der Inten­siv­sta­tio­nen inves­tiert wur­de, hat Deutsch­land aktu­ell mas­sen­haft freie Behand­lungs­ka­pa­zi­tä­ten, so daß nun Erkran­te aus frem­den Län­dern ein­ge­flo­gen werden.

Die geheu­chel­te Alter­na­tiv­lo­sig­keit, mit der Mer­kel wie­der ein­mal ein gan­zes Volk über­rum­pelt hat, läßt ver­mu­ten, daß ganz ande­re Moti­ve im Hin­ter­grund ste­hen. Was wir zur Zeit erle­ben, zielt genau­so wenig dar­auf ab, Men­schen­le­ben zu ret­ten, wie die Auf­nah­me von Wohl­stands­mi­gran­ten 2015 ein Akt der Men­schen­lie­be war. Lei­der ist das, was wir aktu­ell erle­ben, geschick­ter ein­ge­fä­delt, weil das Han­deln dies­mal kei­ne Ängs­te erzeugt, son­dern Ängs­te zu bekämp­fen vor­gibt, Ängs­te frei­lich, die man, wie nun her­aus­kam, vor­her selbst kräf­tig geschürt hat. Die Bun­des­re­gie­rung per­fek­tio­niert ihr Spiel mit der Angst. Dabei wird klar: Der Regie­rung geht es bei der Coro­na-Kri­se um viel mehr als nur die Bekämp­fung der Coro­na-Kri­se. Die Regie­rung nutzt die Krise.

Am plau­si­bels­ten erscheint mir fol­gen­des Sze­na­rio: Zu Beginn, als Gesund­heits­mi­nis­ter Spahn noch eine Ent­war­nung nach der ande­ren aus­gab, wur­de nicht erkannt, wel­ches Poten­ti­al das neue Virus hat – in jeder Hin­sicht. Man hat das Virus tat­säch­lich unter­schätzt. Die eigen­tüm­li­che Struk­tur einer Krank­heit, die nicht alle Infi­zier­ten unge­fähr gleich krank macht, son­dern von 80% gar nicht gespürt wird und nur bei einem klei­nen Teil grip­pe­ähn­li­che Sym­pto­me zeigt, die sich bei einem klei­ne­ren Teil ins Lebens­be­droh­li­che stei­gern und bei noch klei­ne­ren Teil – mög­li­cher­wei­se – zum Tod führt, lädt schließ­lich zur Ver­harm­lo­sung und Ver­drän­gung ein.

Als die Bun­des­re­gie­rung dann erkannt hat, daß doch eine gewis­se Gefahr von der neu­en Krank­heit aus­geht, hat sie zugleich erkannt, wel­che Chan­cen nach der Ver­harm­lo­sung nun in einer panik­ar­ti­gen Über­re­ak­ti­on lie­gen. Jeder Aus­nah­me­zu­stand erwei­tert die Mög­lich­kei­ten der Regie­rung. Sie kann ihr Pres­ti­ge auf­bes­sern und außer­dem das schnel­ler durch­set­zen, was sie schon immer durch­set­zen woll­te. Ich will nicht behaup­ten, daß das Virus ent­wi­ckelt wur­de, um das durch­zu­füh­ren, was jetzt geschieht. Das wäre eine schlech­te, weil über­schie­ßen­de und mit eben­so unnö­ti­gen wie unbe­weis­ba­ren Annah­men ope­rie­ren­de Ver­schwö­rungs­theo­rie. Ich will aber doch behaup­ten, daß die Situa­ti­on auf beson­de­re Wei­se kom­mu­ni­ziert, mani­pu­liert und also aus­ge­nutzt wird, um das zu errei­chen, was man ohne­hin errei­chen woll­te. Was läge aus Sicht derer, die am Hebel sit­zen, auch näher, als jetzt, wo sich Fest­ge­fah­re­nes lockert und Ver­här­te­tes sich ver­flüs­sigt, gewünsch­te Ver­än­de­run­gen schnel­ler herbeizuführen.

Gleicht das sedier­te Stu­ben­hocker­le­ben, das wir zur Zeit füh­ren, nicht schon ver­däch­tig der Uto­pie der Grü­nen? Wird es nicht schon gera­de des­halb allent­hal­ben ange­prie­sen und ver­klärt? Wir fah­ren nicht mehr Auto, rei­sen nicht mehr und ver­la­gern noch mehr Leben ins Inter­net. Die CO2-Bilanz die­ser Zeit dürf­te her­vor­ra­gen­de Wer­te auf­wei­sen. Die Uni­ver­si­tä­ten üben mas­si­ven Druck aus, alle Lehr­ver­an­stal­tun­gen digi­tal abzu­hal­ten. Semi­na­re sol­len im kom­men­den Semes­ter nur noch in Chat­räu­men statt­fin­den, Vor­le­sun­gen gibt es als you­tube-Video, Vor­stands­sit­zun­gen wer­den als Tele­fon­kon­fe­ren­zen abge­hal­ten. Die Digi­ta­li­sie­rung – schon seit län­ge­rem mehr Dro­hung als Hoff­nung und weni­ger Selbst­läu­fer als eher Ver­ord­nung von oben – macht einen unge­ahn­ten Entwicklungssprung.

Bar­geld wird als Über­trä­ger des Virus gebrand­markt und die Super­märk­te machen Wer­bung für Kar­ten­zah­lung, was uns auf die Abschaf­fung des Bar­gelds ein­stimmt. Unter dem Vor­wand der Erfor­schung und Bekämp­fung der Infek­ti­ons­we­ge wer­den Mobil­te­le­fo­ne sys­te­ma­tisch geor­tet und ver­folgt, vor­erst frei­lich noch frei­wil­lig. Fragt sich, wie lan­ge noch.

Der Ein­bruch der Wirt­schafts­leis­tung wird uns nach der Flücht­lings­kri­se und der Ener­gie­wen­de einen wei­te­ren Wohl­stands­ver­lust brin­gen, dies­mal spi­ri­tu­ell ver­brämt als Aske­se und Ent­schleu­ni­gung. Neue Geset­ze und Ver­ord­nun­gen rei­zen aus, was an Ent­mach­tung des Par­la­ments mög­lich ist. Die zuneh­mend läs­ti­ge Oppo­si­ti­on der AfD läßt sich durch eine beherzt han­deln­de Regie­rung ele­gant mar­gi­na­li­sie­ren. Das Herr­schafts­wis­sen der Macht­ha­ber wird um eine Erfah­rung rei­cher, näm­lich die Erfah­rung, wie das Volk im Ange­sicht einer Pan­de­mie reagiert. Hier­aus wer­den sie ihren Nut­zen zu zie­hen ver­ste­hen. Mög­li­cher­wei­se wird die Coro­na-Kri­se auch genutzt, um den über­fäl­li­gen Zusam­men­bruch des Wirt­schafts­sys­tems durch eine Art kon­trol­lier­ter Spren­gung vor­weg­zu­neh­men und dem Virus dann die Schuld zu geben, auf daß der Wider­stand der Bevöl­ke­rung aus­blei­be. Die Bei­spie­le mögen genü­gen, um nach­zu­wei­sen, daß die Regie­rung mitt­ler­wei­le ein Inter­es­se an der Kri­se genom­men hat, das kaum noch etwas damit zu tun hat, Leben zu retten.

Die Main­stream­pres­se über­schlägt sich mit schmalz­trie­fen­den Lobes­hym­nen auf die gute, beherzt han­deln­de Regie­rung und das bra­ve Volk, das ihr Ver­trau­en schenkt. Man merkt: Hier geht eine Rech­nung auf. Des­halb ist gera­de jetzt nichts wich­ti­ger als, die Regie­rung zu hin­ter­fra­gen, ihr nicht zu glau­ben, ihr kein Ver­trau­en zu schen­ken, ihr Ver­hal­ten miß­trau­isch zu beob­ach­ten und zu kri­ti­sie­ren. Eben die­sem Zweck die­nen Ver­schwö­rungs­theo­rien. Ver­schwö­rungs­theo­rien for­dern die Erzäh­lung der Regie­rung her­aus. Ver­schwö­rungs­theo­rien, die immer wie­der gegen die offi­zi­el­le Ver­si­on zur Erklä­rung der Ereig­nis­se anren­nen und gegen die sich die offi­zi­el­le Ver­si­on ver­tei­di­gen muß, scha­den nicht; sie sind heil­sam. Sie hel­fen beim Her­aus­schä­len der Wahr­heit. Wenn die offi­zi­el­le Ver­si­on wahr und auf­rich­tig ist, scha­det ihr der Zwei­fel nicht. Sie kann sich ver­tei­di­gen, und steht nach jeder Anfech­tung fes­ter da. Und wenn sie nicht stimmt, wenn es eine unauf­rich­ti­ge Geschich­te ist, erzählt zur Stei­ge­rung der Volks­ver­blö­dung, möge sie lie­ber heu­te als mor­gen von guten Ver­schwö­rungs­theo­rien zum Ein­sturz gebracht werden.

Woher nur die Angst vor der Betä­ti­gung des gesun­den Men­schen­ver­stan­des? In einer Demo­kra­tie, in der sich nicht nur Willensbildungs‑, son­dern auch Wahr­heits­fin­dungs­pro­zes­se öffent­lich abspie­len, bele­ben Ver­schwö­rungs­theo­rien den Dis­kurs und erfül­len eine pro­duk­ti­ve Rol­le beim Erwerb von Erkennt­nis. Ver­schwö­rungs­theo­rien? Ja bit­te! Denn viel gefähr­li­cher als alle Ver­schwö­rungs­theo­rien und viel beängs­ti­gen­der als Expo­nen­ti­al­kur­ven zum Anstieg der Neu­in­fek­tio­nen erscheint mir dies: Daß denen, die aus dem Regie­ren gegen das eige­ne Volk ein aus­ge­klü­gel­tes Sys­tem gemacht haben, blind ver­traut wird und ein gan­zes Volk sich ohne Mur­ren auf Fin­ger­zeig in Qua­ran­tä­ne bege­ben hat.