11. Juli 2022

Es geht um Rußland!

Geo­po­li­tik und Klimapolitik

Wie wäre es ohne Wucher­prei­se beim Tan­ken? Ohne per­ma­nen­te Ein­schüch­te­rung der Öl- und Gas­hei­zungs­be­sit­zer? Ohne Wer­bung, die das, was sie uns über­teu­ert anpreist, meint als „kli­ma­freund­lich“ anprei­sen zu müs­sen? Ohne Beschwö­run­gen des Hit­ze­to­des, sobald die Tem­pe­ra­tur an einem Hoch­som­mer­tag über 30 Grad steigt? Ohne die Meu­te der Jour­na­lis­ten und Poli­ti­ker, die uns ein schlech­tes Gewis­sen ein­re­den wol­len, weil wir in Urlaub flie­gen, Fleisch essen und zu unse­rer Lust das ver­bren­nen, was die Erde für uns gespei­chert hat?

Ein­fach zu sagen: Es wäre wun­der­bar! Ein Auf­at­men, ein Erwa­chen aus einem Alp­traum! Ener­gie ist Leben, und wir wür­den unbe­schwert leben kön­nen, ohne als eine Art moder­ner Skla­ven­bür­ger einen Gut­teil unse­rer Wirt­schafts­leis­tung auf dem Altar pseu­do­wis­sen­schaft­li­cher Wahn­ideen opfern zu müs­sen. Wir wür­den aktu­ell für den Liter Die­sel in Deutsch­land wohl etwas um einen Euro her­um bezah­len, Strom käme für 15 Cent statt über 30 Cent pro Kilo­watt­stun­de aus der Steck­do­se und nur aus­ge­spro­che­ne Geiz­häl­se wür­den ernst­haft dar­über nach­den­ken, bei den Heiz­kos­ten zu spa­ren. Die Neben­kos­ten wären kei­ne zwei­te Mie­te, son­dern das, was ihr Begriff sagt: ein deut­lich klei­ne­rer Bei­trag für Betriebs­kos­ten neben der Haupt­mie­te. Jeder mag das ein­mal auf sei­ne Situa­ti­on anwen­den: halb so hohe Strom­rech­nung, halb so hohe Sprit­rech­nung, halb so hohe Heiz­kos­ten. Und dazu: deut­lich nied­ri­ge­re Prei­se über­all sonst, weil über­all sonst Ener­gie­kos­ten ver­steckt sind. Wir hät­ten auf einen Schlag das gute Leben der 1990er Jah­re zurück!

Daß fos­si­le Ener­gie­trä­ger nicht erneu­er­bar und also end­lich sind, ist aller­dings kei­ne Wahn­idee. Ewig kann es mit dem Leben auf Kos­ten eines in men­schen­lo­sen Äonen ange­spar­ten Ener­gie­kon­tos nicht wei­ter­ge­hen. Die För­der­men­ge eines fos­si­len Roh­stoffs steigt, getrie­ben durch die indus­tri­el­le Ent­wick­lung, an, bis sie ein Maxi­mum erreicht, und fällt dann lang­sam ab. Das Koh­le­för­der­ma­xi­mum und das Gas­för­der­ma­xi­mum wer­den für 2025 pro­gnos­ti­ziert, wahr­schein­lich aber lie­gen sie noch etwas wei­ter in der Zukunft. Der sog. „Peak Oil“, das Ölför­der­ma­xi­mum, ab dem die welt­wei­te För­der­men­ge abnimmt, ist heiß umstrit­ten. Mög­li­cher­wei­se befin­den wir uns gera­de mit­ten­drin. Danach jeden­falls ist auch ohne Ener­gie­wen­de und ideo­lo­gie­ge­trie­be­ne künst­li­che Ver­teue­rung mit einer lang­sa­men Ver­teue­rung durch Ver­knap­pung des Ange­bots zu rech­nen. Dies wäre aber ein Pro­zeß, der sich über meh­re­re Jahr­zehn­te hin­zie­hen und dazu füh­ren wür­de, daß zwar nicht zwang­los, aber doch ohne staat­li­che Ein­grif­fe, allein durch die Geset­ze der Wirt­schaft zunächst spar­sa­me­re Tech­no­lo­gien ent­wi­ckelt wür­den und dann auch neue Ener­gie­quel­len erschlos­sen wür­den, und zwar nicht, weil das von oben ver­ord­net wür­de, son­dern ein­fach, weil es ange­sichts der stei­gen­den Prei­se für fos­si­le Ener­gie­trä­ger von den Bür­gern nach­ge­fragt und weil es sich für die Unter­neh­men loh­nen würde.

Dies wäre ein schlei­chen­der Pro­zeß, der ohne Wohl­stands­ver­lust und sozia­le Erup­tio­nen von stat­ten gin­ge, weil er die Geset­ze des mensch­li­chen Wirt­schaf­tens nicht ver­letz­ten wür­de und genug Zeit für Anpas­sungs­pro­zes­se lie­ße. Eben weil der pani­sche Umstieg von fos­si­len auf erneu­er­ba­re Ener­gien mit den angeb­lich zur Nei­ge gehen­den Roh­stof­fen allein nicht zu recht­fer­ti­gen war, muß­te ja erst die ver­korks­te Theo­rie vom men­schen­ge­mach­ten Kli­ma­wan­del aus dem Hut gezau­bert wer­den. Erst, wenn näm­lich im kol­lek­ti­ven Bewußt­sein fest­steht, daß der Mensch selbst durch das bei der Ver­bren­nung fos­si­ler Ener­gie­trä­ger aus­ge­sto­ßen CO2 die Ursa­che des Kli­ma­wan­dels ist, kann Panik geschürt und den Bür­gern der Ver­brauch fos­si­ler Ener­gie­trä­ger aus­ge­trie­ben werden.

Die Män­gel die­ser Theo­rie – etwa, daß sie Vor­gän­ge auf der Son­ne, die Stel­lung der Erde zur Son­ne oder Ver­än­de­run­gen im Raum zwi­schen Erde und Son­ne völ­lig außer Acht läßt, mit­hin ver­däch­tig mono­kau­sal ope­riert und dem Men­schen einen Kli­ma­wan­del zuschreibt, den es lan­ge vor dem Men­schen gege­ben hat, – sei­en ein­mal dahin­ge­stellt. Statt­des­sen will ich nur fra­gen: Wem nützt das Konstrukt?

Bei einem wei­te­ren Ver­lauf der Welt­wirt­schaft ohne Ener­gie­wen­de­wahn­sinn wür­den die Welt­markt­prei­se für Öl, Koh­le und Gas über Jahr­zehn­te hin­weg lang­sam anstei­gen. Das wäre eine sehr siche­re, gut kal­ku­lier­ba­re und lukra­ti­ve Ein­nah­me­quel­le für Staa­ten, die über Reser­ven an fos­si­len Ener­gie­trä­gern ver­fü­gen. Ruß­land wie­der­um ist eines der Län­der mit den größ­ten Reser­ven an Roh­stof­fen welt­weit. Ruß­land ver­fügt über die mit Abstand größ­ten Gas­re­ser­ven und auch bei Koh­le und Öl gehört es zu den Län­dern mit den größ­ten Reser­ven. Vor allem in Euro­pa könn­te sich eine eura­si­sche Sym­bio­se ent­wi­ckeln, bei der Ruß­land die begehr­ten und knap­per wer­den­den Roh­stof­fe ver­läß­lich nach Euro­pa expor­tiert und mit den stei­gen­den Ein­nah­men aus die­sem Geschäft Impor­te von Tech­nik und Indus­trie­an­la­gen aus Euro­pa finan­ziert. Wir benö­ti­gen die Roh­stof­fe und wol­len unse­re Tech­nik ver­kau­fen. Das Ver­hält­nis hät­te das Poten­zi­al, ein Wirt­schafts­wun­der her­vor­zu­brin­gen, das alles, was wir nach dem Zwei­ten Welt­krieg in Deutsch­land und Euro­pa erle­ben haben, in den Schat­ten stellt. Euro­pa – und Deutsch­land in sei­ner Mit­te – wür­den wirt­schaft­lich erstar­ken und auf Welt­ebe­ne eine unge­ahn­te Macht­fül­le entfalten.

Die­ser euro­päi­sche Traum ist nun aber zugleich der Alp­traum der USA, deren Poli­tik seit jeher danach trach­tet, eben dies zu ver­hin­dern und des­halb einen Keil zwi­schen Deutsch­land und West­eu­ro­pa auf der einen und Ruß­land auf der ande­ren Sei­te zu trei­ben. Gemäß die­ser offen ein­ge­stan­de­nen Dok­trin, die auf den ehe­ma­li­gen US-Sicher­heits­be­ra­ter Zbi­gniew Brze­zinski zurück­geht, besteht das Haupt­ziel der US-Außen­po­li­tik dar­in, ein Erstar­ken der eura­si­schen Regi­on zu ver­hin­dern, weil am ehes­ten von dort­her der Welt­herr­schafts­an­spruch der USA in Fra­ge gestellt wer­den könn­te. Was läge also mehr im Inter­es­se der USA als, eine Erzäh­lung in die Welt zu set­zen, die das inter­es­sen­ge­lei­te­te Zusam­men­ge­hen von Euro­pa und Ruß­land ver­hin­dert, weil die­se Erzäh­lung dazu führt, daß Euro­pa frei­wil­lig auf fos­si­le Ener­gie­trä­ger ver­zich­tet. Im Inter­net exis­tiert ein Video von 2016 mit einer Rede von Robert Habeck, in der er als damals noch eher unbe­kann­ter Grü­nen­po­li­ti­ker in einer leicht lächer­li­chen Kampf­an­sa­ge an Putin erklärt, Nord Stream 2 nicht in Betrieb neh­men zu wol­len, weil Deutsch­land Ener­gie­wen­de­land (!) sei (https://www.youtube.com/watch?v=jOOQw8H256A)

Der Applaus zeigt, wie stark die Grü­nen schon 2016 von einer Frie­dens­par­tei zu einem trans­at­lan­ti­schen Polit­z­om­bie mutiert waren, und Habecks Posi­tio­nie­rung zeigt, wie ent­schlos­sen er damals schon war, sich bei der Welt­macht USA anzu­bie­dern. Abge­se­hen davon aber macht das Video deut­lich: Die Gas­pipe­line Nord Stream II, die den USA seit jeher ein Dorn im Auge war, wird mit Ener­gie­wen­de-Argu­men­ten abge­lehnt. Die Ener­gie­wen­de liegt im Inter­es­se der USA. Der Zweck der Ener­gie­wen­de ist, den Deut­schen rus­si­sches Öl und rus­si­sches Gas abspens­tig zu machen. Es ist ein Leich­tes für die USA, eine sol­che The­se über ihre Film­in­dus­trie, über eini­ge Leit­me­di­en, über poli­ti­schen Druck und schließ­lich die inter­na­tio­na­le Wis­sen­schafts­sze­ne und die mit ihr zusam­men­hän­gen­de Wis­sen­schafts­för­de­rung zu instal­lie­ren. Donald Trump hat die­sen Pro­zeß auf­ge­hal­ten, weil er anschei­nend nicht auf den Kon­flikt, son­dern auf ein ent­spann­tes Ver­hält­nis zu Ruß­land hin­ar­bei­ten woll­te. Seit­dem aber Joe Biden Prä­si­dent der USA ist und die alte Linie, Deutsch­land und Ruß­land durch sys­te­ma­ti­sche Stö­rung des deutsch-rus­si­schen Ver­hält­nis­ses zu schwä­chen, wei­ter­ver­folgt, gilt ohne Ein­schrän­kung: Trans­at­lan­tis­mus ist ein­fach nur ein ande­rer Begriff für „Ver­rat am deut­schen Interesse“!

Es ist auf­schluß­reich, daß schon jetzt, wo die deut­sche Regie­rung beschlos­sen hat, min­der­wer­ti­ges Öl und Gas aus den USA und Kana­da zu impor­tie­ren, die Kli­ma­pro­pa­gan­da nach­läßt. Ange­sichts der Aus­ein­an­der­set­zung mit Ruß­land spricht nie­mand mehr vom Koh­le­aus­stieg – wozu auch? Soll­te Deutsch­land sich kom­plett unab­hän­gig von rus­si­schen Roh­stof­fen machen, wür­de, so wage ich zu pro­gnos­ti­zie­ren, die Erzäh­lung vom CO2-indu­zier­ten, men­schen­ge­mach­ten Kli­ma­wan­del ganz schnell ein­ge­mot­tet. In glei­cher Wei­se wur­de nach dem Zusam­men­bruch des Ost­blocks, als es galt, das wie­der­ver­ei­nig­te Deutsch­land klein­zu­hal­ten, der Anti­kom­mu­nis­mus durch die Ver­teu­fe­lung des deut­schen Natio­nal­ge­fühls ersetzt – ein Natio­nal­ge­fühl, das davor, wäh­rend der deut­schen Tei­lung, den USA noch zupaß kam, sofern es sich brav anti-rus­sisch zeigte.

Der Haß auf Ruß­land und Putin, den Alt­par­tei­en­po­li­ti­ker und Leit­me­di­en jetzt vor­ge­ben und den die ein­fa­chen Bür­ger mas­sen­wei­se nach­kläf­fen, ist irra­tio­nal und selbst­schä­di­gend. Wäre die deut­sche Öffent­lich­keit kein hys­te­ri­scher Hau­fen, der sich in jede belie­bi­ge Rich­tung het­zen läßt, wenn man nur die rich­ti­gen Begrif­fe bedient, son­dern eine auf­ge­klär­te Bür­ger­schaft, müß­te die hef­ti­ge Ableh­nung, die jetzt Putin und Ruß­land ent­ge­gen­schlägt, Joe Biden und die USA tref­fen. Noch lächer­li­cher als die Kon­tra-Ruß­land-Demons­tran­ten aber sind die Fri­days-for-Future-Demons­tran­ten. Welch eine boden­lo­se Iro­nie auf der Sei­te derer, die sich das aus­ge­dacht haben: Jun­ge Leu­te im Namen ihrer Zukunft etwas for­dern las­sen, was auf direk­tem Weg die Ver­nich­tung ihrer Zukunft bedeu­tet! Und welch ein ätzen­des Idio­ten­tum, welch schmer­zen­de Ver­blen­dung auf der Sei­te der Rotz­na­sen, die mit all der puber­tä­ren Aggres­si­vi­tät, zu der sie fähig sind, auf dem Recht bestehen, sich von vor­ne bis hin­ten um ihre Zukunft betrü­gen zu las­sen! Wür­den unse­ren Schu­len ech­te poli­ti­sche Bil­dung ver­mit­teln, anstatt die Her­an­wach­sen­den im Sin­ne der herr­schen­den Mani­pu­la­ti­ons­me­cha­nis­men zu kon­di­tio­nie­ren, wür­de man ihnen die­se Lek­ti­on ver­mit­teln: Es geht um Rußland!