Американизация правых. Без единого партнера в Западной Европе Россия окажется в еще большей изоляции, чем СССР – Die Amerikanisierung der Rechten – die größte Gefahr!
Passend zu der völlig verfehlten Reise des AfD(!)-MdB Lucassen nach Kiew, bei der er mit Vertretern des Selensky-Regimes zusammengetroffen ist, habe ich für das russische Publikum einen Artikel verfaßt, in dem ich darlege, daß die Amerikanisierung der Rechten zur Zeit die größte Gefahr für Frieden und Wohlstand in Europa darstellt. Hier der Artikel für alle, die des Russischen mächtig sind:
Für alle anderen hier die deutsche Fassung, die der Übersetzung zugrunde liegt:
Die Amerikanisierung der Rechten
Die Entscheidung des Kremls, der NATO-Osterweiterung in der Ukraine unter Einsatz von Waffen Einhalt zu gebieten, kam für die westlichen Regierungen überraschend. Zwar war die Interessenlage allen bekannt, doch niemand hat damit gerechnet, daß Rußland jetzt eine rote Linie markiert: Bis hierher und nicht weiter!
Eine unausgesprochene Geschäftsgrundlage der freundschaftlichen Beziehungen, die sich seit dem Zusammenbruch der UdSSR zwischen Rußland und Westeuropa entfaltet haben, war, daß Rußland zwar ein wenig murrt, die NATO-Osterweiterung aber hinnimmt. So war es aus Sicht der westlichen Regierungen nur konsequent, daß sie sich nach dem 24. Februar schlagähnlich von Rußland abgewendet haben. Freundschaftsvereine wurden aufgelöst, wissenschaftliche Kooperationen auf Eis gelegt, Schüleraustauschprogramme beendet, Städtepartnerschaften ausgesetzt. Ganz zu schweigen von den Sanktionen. Ein neuer Eiserner Vorhang scheint seitdem Rußland von Europa zu trennen.
Aber ebenso wie im Kalten Krieg bedeutet eine solche Entwicklung nicht, daß keinerlei Kontakt mehr stattfindet, es bedeutet nur, daß der Kontakt sich von den offiziellen auf oppositionelle Stellen verlagert. Und hier fragt sich, wer für Rußland noch ein Partner sein kann. Zu Zeiten des Kalten Krieges hielten linke und kommunistische Oppositionsgruppen den Kontakt, bedingt einmal durch die ideologische Verwandtschaft, bedingt aber auch durch den Umstand, daß die Regierungen in jener Zeit eher rechts, die Oppositionsgruppen eher links waren. Einige wenige traditionelle Kontakte bestehen hier weiter, doch sie sind nicht mehr als ein traditioneller Überrest und spielen keine Rolle.
Schon vor dem Zusammenbruch des Kommunismus haben die Amerikaner linke Gruppen infiltriert. Diesen Gruppen sollte eine links-liberale Grundhaltung eingeimpft werden, die mit dem Gesellschaftsmodell der USA zusammenstimmt. So wurden die Linken der UdSSR entfremdet und nahmen schon Mitte der 1980er Jahre eine pro-us-amerikanische Grundhaltung an. Der Zusammenbruch der UdSSR tat das Übrige. Alle linken Strömungen und Parteien westlicher Staaten sind heute entweder Teil von Regierungen oder bilden eine Scheinopposition, die das Bekenntnis zur NATO und zur EU nicht antastet. Sie treten für „westliche Werte“ ein, die in etwa dem entsprechen, was die Gruppe „Pussy Riot“ propagiert. Und sie lehnen Rußland radikal ab, sowohl in der Gesellschaftspolitik als auch in der Geopolitik.
Die deutsche Bundestagsabgeordnete Sarah Wagenknecht ist mit ihrer pro-russischen Haltung eine große Ausnahme. Sie ist Mitglied der Partei „Die Linke“. Es handelt sich um die Nachfolgerpartei der DDR-Staatspartei, die in den 1990er Jahre noch klar pro-russisch orientiert war, aber mittlerweile wie alle linken Parteien vollständig amerikanisiert wurde. Sarah Wagenknecht ist in ihrer Partei gerade wegen ihrer rußlandfreundlichen Haltung vollständig isoliert.
Die Opposition, nicht die Scheinopposition der Linken, sondern die echte Opposition ist heute in den westlichen Ländern auf der rechten Seite zu finden. Die offiziellen Medien sprechen von „Populismus“ oder von „Rechtsextremismus“. Diese Strömungen verteidigen als einzige die Interessen des jeweils eigenen Landes, während die Regierungen und ihre Scheinopposition übergeordnete Vorgaben der USA, der NATO und der EU durchsetzen und damit ihren eigenen Ländern massiv schaden.
Dies zeigt sich auf dem Gebiet der Rußlandpolitik so deutlich wie nirgendwo sonst: Die hochindustrialisierten Volkswirtschaften Westeuropas, die auf billige Energie angewiesen sind wie auf die Luft zum Atmen, werden von den Lieferungen aus Rußland abgeschnitten. Zugleich verlieren die westeuropäischen Volkswirtschaften wichtige Absatzmärkte, während Rußland dem ökonomischen Druck durch eine verstärkte Orientierung auf China und Indien ausweichen kann. Die Folge sind explodierende Energiepreise und ein massiver Wohlstandsverlust in Westeuropa. Der Bevölkerung wird diese schädliche Politik mit pseudomoralischen Argumenten und blödsinnigen Parolen wie etwa „Frieren für den Frieden!“ verkauft.
Die einzige politische Strömung, die dagegen aufbegehrt, sind die sog. „Populisten“. Bei ihnen sammeln sich alle jene, die erkannt haben, daß die Freundschaft mit Rußland uns nicht nur wirtschaftliche Vorteile bringt, sondern auch in unserem geostrategischen und historischen Interesse liegt. Speziell in Deutschland ist offensichtlich, daß es uns immer dann gut ging, wenn wir in Freundschaft zu Rußland standen und immer dann schlecht, wenn wir meinten, allein oder an der Seite fremder Mächte gegen Rußland Krieg führen zu müssen. Das ist eine Konstante im deutsch-russischen Verhältnis von Napoleons Rußlandfeldzug über den Ersten und Zweiten Weltkrieg bis in die Gegenwart. Hinzu kommt, daß die „Populisten“ das linksliberale Gesellschaftsmodell mit seiner Abwertung der traditionellen Familie und der Vergötterung sexueller Abweichungen zurückweisen und deshalb in der aktuellen russischen Gesellschaftspolitik ein Vorbild sehen.
Diese Affinität der populistischen Strömungen zu Rußland ist den Amerikanern nicht verborgen geblieben. Und so versuchen sie im Moment mit aller Macht, Einfluß auf die populistischen Strömungen zu gewinnen. Es droht das, was der deutsche Publizist Jürgen Elsässer als „Amerikanisierung der Rechten“ beschrieben hat. Abschreckendes Beispiel ist Italien, wo auf der populistischen Welle mit Giorgia Meloni eine Politikerin an die Macht gespült wurde, die nach ihrer Amtseinführung sofort eindeutige Bekenntnisse zur NATO und zur EU abgelegt hat. Ein weiteres Beispiel sind die sog. „Schwedendemokraten“, die sich radikal pro NATO und gegen Rußland positioniert haben.
Unter den populistischen Parteien in Deutschland ist die prorussische Haltung aufgrund des ostdeutschen Einflusses stärker ausgeprägt. Aber auch hier arbeiten bereits die transatlantischen Netzwerke. Den Widerstand gegen die Sanktionspolitik können sie nicht kritisieren, obwohl sie es gerne täten. Sie versuchen aber, den Widerstand gegen die Sanktionspolitik so zu formulieren, dass er keine prorussische Haltung mehr voraussetzt. Sie argumentieren beispielsweise gegen die Sanktionen, indem sie sagen: „Die Sanktionen schaden Rußland doch gar nicht!“ – was zwar gegen die Sanktionen gerichtet ist, aber voraussetzt, daß es gut wäre, wenn die Sanktionen Rußland schaden würden. Während diese pro-amerikanischen Netzwerke nach außen hin so eine unklare, nur scheinbar pro-russische Politik betreiben, arbeiten sie im Hintergrund knallhart daran, gute Beziehungen zu Rußland zu verhindern.
Sollte die Amerikanisierung der Rechten am Ende erfolgreich sein, hat Rußland in Westeuropa keinen einzigen Partner mehr und ist stärker isoliert als während des Kalten Krieges die UdSSR. Die Amerikanisierung der Rechten ist deshalb aktuell im Verhältnis zwischen Rußland und Westeuropa die größte Gefahr.
12.1.2023