Слабый канцлер против немощных фермеров – Ein schwacher Kanzler gegen noch schwächere Bauern!
Meine jüngste Kolumne für die russische Zeitung Wedemosti widmet sich den Bauernprotesten.
Vom legendären deutschen Bauernkrieg 1524–1525, als sich das Volk gegen unverschämte Oberherren auflehnte, bis hin zur Landvolkbewegung, die sich in den 1920er Jahren gegen überhöhte Steuern wehrte, waren Landarbeiter in der gesamten Geschichte des Landes die treibende Kraft hinter Aufständen. Die Bauernproteste, die in der zweiten Januarwoche 2024 in Deutschland stattfanden, sind so etwas wie ein letztes Aufbäumen und ein jämmerliches Ende dieser großen Tradition. Sie konnten nicht einmal einen der schwächsten Bundeskanzler in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland absetzen.
Was also ist passiert? Die deutsche Regierung unter Bundeskanzler Olaf Scholz schuf während der Pandemie einen Sonderhaushalt, um die Folgen ihrer katastrophalen Coronavirus-Politik zu finanzieren. Das Geld wurde jedoch nicht benötigt, da die Pandemie weitaus milder verlief, als die offiziellen Stellen angenommen hatten. Die Regierung beschloss daraufhin, die nicht genutzten Milliarden aus dem Sonderfonds zur Bekämpfung der Auswirkungen des Coronavirus einfach in noch sinnlosere Maßnahmen zur Reduzierung der vom Menschen verursachten CO2-Emissionen umzuwidmen. Das höchste deutsche Gericht, das Bundesverfassungsgericht, hat ihr dies jedoch untersagt. Weil die Regierung aber auf ihren kostspieligen Maßnahmen zur Reduzierung der CO2-Emissionen besteht, musste sie dafür Geld aus dem regulären Haushalt nehmen. So will sie Geld bei den Landwirten sparen.
Bislang zahlten Landwirte 20 Cent weniger pro Liter Diesel als normale Bürger, und ihre Landmaschinen waren von der Kraftfahrzeugsteuer befreit. Diese beiden Subventionen wollte die Regierung von Bundeskanzler Scholz abschaffen, um ihre Klimapolitik zu finanzieren. Diese Sparmaßnahmen waren der sprichwörtliche Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Die Landwirte gingen mit ihren Traktoren auf die Straße und schlossen sich schnell den Spediteuren an, die unter den drastischen Erhöhungen der Lkw-Maut leiden. Die Reihen der Demonstranten wurden dann durch Vertreter anderer Wirtschaftszweige erweitert. Danach ging es nicht mehr nur um die Privilegien für die Landwirte, sondern um die Situation im Land insgesamt: die Klimapolitik der Regierung und die Sanktionspolitik gegen Russland, die sowohl die Landwirte als auch die einfachen Bürger belastet. Natürlich hat meine Partei, die Alternative für Deutschland (AfD), diese Proteste unterstützt.
Diese Ausweitung der Proteste lag nicht im Interesse der Christdemokraten (CDU), die in die Führungsgremien fast aller Bauernverbände eingedrungen sind. Die CDU wollte einfach Bauern auf das Schachbrett ihres “Spiels” gegen die Regierung von Bundeskanzler Scholz setzen, der bekanntlich die SPD vertritt. Die CDU wollte die Proteste nutzen, um wieder an Popularität zu gewinnen und Druck auf die Regierung Scholz auszuüben. Und natürlich hätte die CDU den Rücktritt von Bundeskanzler Scholz gerne gesehen.
So musste die CDU die Proteste der Bauern auf punktuelle und harmlose Forderungen reduzieren, um zu verhindern, dass sich andere gesellschaftliche Gruppen und die AfD ihnen anschlossen. Andernfalls hätte sie schlichtweg die Kontrolle über die Situation verloren. Aus diesem Grund gaben die CDU-dominierten Bauernverbände Erklärungen ab, in denen sie ihre Forderungen einschränkten und jeden ausschlossen, der den Protest ausweiten wollte. Nach Ansicht der CDU sollten sich die Landwirte nur für den Erhalt der Agrardieselsubventionen und der Verkehrssteuerbefreiung einsetzen und sich von der AfD fernhalten.
Einige Landwirte an der Basis haben sich leider gefügt, andere nicht, aber insgesamt hat diese Spaltung den Protesten den nötigen Schwung und Einfluss genommen. Und seit dem 15. Januar ist es ruhiger geworden. Im Moment sieht es so aus, als ob die Bauern nicht einmal ihre bescheidenen Forderungen durchsetzen können. Die Regierung wird all ihre Kürzungspläne umsetzen und die Landwirte, erschöpft durch die Proteste, werden gezwungen sein, dies zu akzeptieren. Und Kanzler Olaf Scholz sitzt fest im Sattel und denkt nicht an Rücktritt.
Bedauerlich ist das aber alles nicht. Würde Scholz abgesetzt und es käme zu Neuwahlen, wäre das Ergebnis eine CDU-geführte Bundesregierung unter Kanzler Friedrich Merz. Und der wäre für Deutschland und Russland noch schlechter gewesen als Olaf Scholz. Obwohl es schwer vorstellbar ist, dass jemand Deutschland mehr Schaden zufügt als Scholz.
Um ein Beispiel aus dem Agrarsektor zu nennen: Die Weizenpreise in Deutschland stehen seit einigen Monaten unter Druck, da immer mehr ukrainischer Weizen auf den deutschen Markt gelangt – dank umstrittener Maßnahmen zur Erleichterung der Importe für die Ukrainer. Das Thema wurde von Landwirten auf Demonstrationen immer wieder angesprochen und war auch Teil der Forderungen einiger Demonstranten, wurde aber in den offiziellen Staatsmedien verdrängt. Für 2024 ist eine weitere Vereinfachung der Einfuhrverfahren geplant, was die Situation für die Getreidebauern weiter verschärfen wird.
Es ist bekannt, dass US-Investmentgesellschaften bis Mitte 2022 bereits mehr als ein Viertel aller landwirtschaftlichen Flächen in der Ukraine aufgekauft haben. Zu diesen Unternehmen gehört vor allem der Investmentgigant Blackrock. Und Friedrich Merz, der im Falle eines vorzeitigen Ausscheidens von Olaf Scholz Kanzler werden soll, war von 2016 bis 2020 Aufsichtsratsvorsitzender und Lobbyist für Blackrock in Deutschland. Wenn dieser Mann die Wahl hätte zwischen der Verteidigung der Interessen einer amerikanischen Investmentgesellschaft und der deutschen Landwirte, würde er ohne mit der Wimper zu zucken die deutschen Landwirte der Gnade einer amerikanischen Investmentgesellschaft ausliefern. Deshalb wäre es vorerst besser, wenn Scholz Bundeskanzler bleibt und es keine Neuwahlen gibt.
Allerdings gibt es bereits zwei Gruppen, die Bundeskanzler Scholz stürzen wollen. Die patriotische Opposition will, dass er zurücktritt, weil er zu nachgiebig gegenüber den USA ist. Und die CDU-Pseudo-Opposition will ihn aus dem Amt jagen, weil er nicht flexibel genug gegenüber den USA ist. Da diese beiden Gruppen den Kanzler aus entgegengesetzten Gründen angreifen, können sie sich nicht zusammenschließen und eine einheitliche Front bilden, was eine Voraussetzung für den Rücktritt von Scholz wäre. So bleibt er, obwohl er selbst völlig machtlos ist, eine Kompromissfigur, bis die “Alternative für Deutschland” stark genug wird, um die Regierung zu übernehmen.
21.1.2024