Pragmatische Maßnahmen zur Fachkräftebindung: Bleibe-Prämie für erfahrene Lehrkräfte auch in Sachsen-Anhalt!
Antrag vom 13. August 2024
Drucksache 8/4457 (2 S.)
Kurzbeschreibung
Der Lehrkräftemangel ist und bleibt ein akutes Problem in Sachsen-Anhalt. Ein Grund dafür ist die große Pensionierungswelle gepaart mit einer zu geringen Ausbildungsquote. Bis 2027 werden demnach nur die Hälfte aller offenen Stellen Sachsen-Anhalts mit Lehramt-Absolventen besetzt werden können. Der AfD-Antrag fordert von der Landesregierung die Anregung einer Dienstvereinbarung, die es durch zusätzliche rentenwirksame Hinzuverdienstmöglichkeiten für Lehrer attraktiver macht, den Ruhestand hinausschieben, um weiter zu unterrichten. Das Angebot erstreckt sich auf alle Lehrkräfte, die geplant haben, vorzeitig in den Ruhestand zu wechseln oder die absehbar die Regelaltersgrenze erreichen.
Antrag
Pragmatische Maßnahmen zur Fachkräftebindung: Bleibe-Prämie für erfahrene Lehrkräfte auch in Sachsen-Anhalt!
Der Landtag wolle beschließen:
Die Landesregierung wird aufgefordert,
- mit Lehrkräften, die geplant haben, vorzeitig in den Ruhestand zu wechseln oder die absehbar die Regelaltersgrenze erreichen, ist zeitnah, spätestens jedoch mit dem zweiten Schulhalbjahr 2024/2025 eine gleichermaßen für verbeamtete wie angestellte Lehrkräfte greifende Dienstvereinbarung anzuregen, die zusätzliche rentenwirksame Hinzuverdienstmöglichkeiten beinhaltet, wenn sie ihren Ruhestand hinausschieben, um weiter zu unterrichten.Dafür ist der jeweilige Antrag auf Versetzung in den Ruhestand oder das angekündigte Ausscheiden für mindestens ein halbes Schuljahr zurückzuziehen.Die monatliche zusätzlich ausgezahlte Zulage erhält dabei folgende Staffelung: 700 Euro für das erste und zweite Schulhalbjahr, 800 Euro für das dritte und vierte Schulhalbjahr und 900 Euro ab dem fünften Schulhalbjahr in Vollzeitbeschäftigung.
Eine Verschiebung des regulären Wechsels in Rente oder Pension wird zusätzlich mit 900 Euro monatlich für das weitere Unterrichten honoriert.
- diese Maßnahme ist nach drei Jahren zu evaluieren und über die Ergebnisse im Landtag zu berichten.
- nach der Berichterstattung über die Wirkung der Bleibe-Prämie ist über die Fortführung der Maßnahme zu entscheiden.
Begründung
Bundesweit fehlen nach dem im Auftrag des Verbands Bildung und Erziehung e. V. erstellten Gutachten im Jahr 2030 81.000 Lehrkräfte. Als ein Grund des Lehrkräftemangels wird dabei die große Pensionierungswelle sowie eine zu geringe Ausbildungsquote für Lehrer in den MINT-Fächern sowie Sport angeführt.1[1] Das gilt im besonderen Maße auch für Sachsen-Anhalt. Hier ist und bleibt der Lehrkräftemangel ein akutes Problem, das trotz Geburtenrückgang auch für die kommenden Jahre bestehen bleiben wird. Es wird ein hoher Übergang von Lehrkräften in den Ruhestand erwartet. Der Anteil von vorzeitigen Renteneintritten mit Vollendung des 63. Lebensjahres ist gegenwärtig hoch und wird auch zukünftig als hoch prognostiziert. Verstärkt wird das Problem durch den erheblichen Krankenstand, der im bundesweiten Vergleich – gerade bei Lehrern – in Sachsen-Anhalt am höchsten ist. Ferner ist festzustellen, dass bis 2027 Lehramt-Absolventen nur die Hälfte aller offenen Stellen Sachsen-Anhalts besetzen werden können. [2]
Sachsen-Anhalt soll dem Vorbild Brandenburgs folgen und mit einer pragmatischen Lösung den Lehrermangel abmildern: Wenn ältere Lehrkräfte, anstatt in den Ruhestand zu wechseln, länger im Schuldienst verbleiben, erhalten sie finanzielle Zulagen.
Die gegenwärtig zur Lehrkräftegewinnung laufenden Maßnahmen haben sich offensichtlich als nicht ausreichend und zu wenig wirkungsvoll erwiesen. Die zusätzlichen finanziellen Anreize der Bleibe-Prämie für ältere Lehrer sind eine sinnvolle Investition in die Zukunft unserer Bildungslandschaft. Wenn nicht genügend junge Lehrkräfte nachkommen, dann muss auf die Fachkräfte zurückgegriffen werden, die bereits bewiesen haben, dass sie das Rüstzeug für eine erfolgreiche Unterrichtsgestaltung besitzen und zudem noch nicht selbst Opfer der Bildungskrise geworden sind. Diese Maßnahme kann zeitnah dazu beitragen, den Lehrkräftemangel kurz- und mittelfristig zu mildern.
Oliver Kirchner
Fraktionsvorsitz
https://padoka.landtag.sachsen-anhalt.de/files/drs/wp8/drs/d4457aan.pdf
13.8.2024
[1] https://www.welt.de/politik/deutschland/plus236447613/Schulen-So-hart-trifft-der-Lehrermangel-Deutschland.html [zuletzt aufgerufen am 30.07.2024]
[2] Vgl. https://mb.sachsen-anhalt.de/fileadmin/Bibliothek/Landesjournal/Bildung_und_Wissenschaft/MBLSAURL-Dokumente/Sj2021_Expertenbericht.pdf;
https://www.mz.de/mitteldeutschland/sachsen-anhalt/sachsen-anhalts-lehramt-absolventen-konnen-nur-die-halfte-aller-offenen-stellen-bis-2027-besetzen-3733441;
https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/lehrermangel-grundschule-prognose-studie-100.html;
https://www.volksstimme.de/sachsen-anhalt/landespolitik/sachsen-anhalts-lehrer-sind-bundesweit-am-haufigsten-krank-3541687;
https://www.n‑tv.de/regionales/sachsen-anhalt/DAK-Krankenstand-in-Sachsen-Anhalt-weiter-auf-Hoechstniveau-article24910151.html; [zuletzt aufgerufen am 30.07.2024].