29. Dezember 2020

Laßt es krachen! Feuerwerk ist Widerstand!

Bis es tat­säch­lich so weit war, habe ich nicht dar­an geglaubt, daß sie den Feu­er­werks­ver­kauf die­ses Sil­ves­ter ver­bie­ten wer­den. Es erschien mir unvor­stell­bar. Ein durch nichts gerecht­fer­tig­ter will­kür­li­cher Ein­griff in unse­re Frei­heit. Ich habe es ihnen nicht zuge­traut. Und als sie das Feu­er­werk ver­bo­ten haben, trös­te­te ich mich damit, daß es im nächs­ten Jahr wie­der erlaubt sein wür­de. Der Selbst­trost wirk­te so lan­ge, bis ich heu­te in der MZ einen Kom­men­tar lesen muß­te, in dem ein typisch lin­ker Spaß­brem­sen­jour­na­list unab­hän­gig von Coro­na ein Böl­ler­ver­bot an Sil­ves­ter gefor­dert hat. Für immer. Sein Argu­ment: Es sei doch eine Geld­ver­wen­dung. Schön, wenn er das so sieht. Er wird auch nicht gezwun­gen, Feu­er­werk abzu­bren­nen. Aber wer sein Geld dafür ver­schwen­den oder ver­wen­den will, je nach Sicht, der darf das als frei­er Bür­ger in einem frei­en Land! Dies­mal bin ich mir nicht so sicher, ob es nicht tat­säch­lich kommt, das gene­rel­le Feu­er­werk­ver­bot. Genau­so wie das Die­sel­ver­bot und dann das Ver­bot tou­ris­ti­scher Fern­rei­sen und dann das Steak-Ver­bot. Sie nut­zen Coro­na, um das durch­zu­be­kom­men, was sie sonst nicht durch­be­kom­men hät­ten. Sie nut­zen Coro­na, um uns vor voll­ende­te Tat­sa­chen zu stellen.

Seit ich mich erin­nern kann, wur­de an Sil­ves­ter Feu­er­werk gezün­det, und seit ich mich erin­nern kann, hat es mich fas­zi­niert. Als klei­ner Jun­ge war es ein gro­ßes Glück, die knall­bun­ten Rake­ten, die römi­schen Lich­ter, Pyra­mi­den und Säu­len, die am Sil­ves­ter­abend zuhau­se auf dem Wohn­zim­mer­tisch auf­ge­stellt waren, zu beob­ach­ten und dann über den rie­si­gen Fun­ken­re­gen zu stau­nen, den so ein klei­ner Papp­vul­kan aus­spei­en konn­te, oder den Rake­ten nach­zu­schau­en, wie sie zischend auf­stie­gen, und sich dann von den Far­ben über­ra­schen zu las­sen, die sie im Knall preis­ga­ben. Die Luft war getränkt von schwe­fe­li­gem Rauch, die Sze­ne erleuch­tet vom magi­schen Leuch­ten fla­cken­der ben­ga­li­scher Lich­ter in allen Far­ben. Sil­ves­ter ohne Feu­er­werk ist ein Sil­ves­ter, dem ein gutes Stück sei­ner Iden­ti­tät fehlt, ein armes Sil­ves­ter. Und damit ein Sinn­bild des­sen, was das Estab­lish­ment mit uns vor­hat: Wir sol­len ver­ar­men, auf gan­zer Linie.

Lei­der hat­te ich kaum noch Vor­rä­te von letz­tem Jahr. Nur noch ein paar ran­zi­ge Chi­na-Böl­ler Klas­se D. In letz­ter Minu­te, am 15.12. abends, als es noch erlaubt war, habe ich mir im Inter­net schnell noch eine ordent­li­che Ladung Pis­to­len­feu­er­werk besorgt. Damit ist gesi­chert, daß die Tra­di­ti­on, wenn auch etwas ein­sei­tig, fort­ge­führt wer­den kann. An die­sem Syl­ves­ter ist jeder gezün­de­te Böl­ler und jede abge­schos­se­ne Rake­te ein Akt des Widerstands.

Die Regie­rung hat, bevor das Böl­ler­ver­bot kam, zuerst laut dar­über nach­ge­dacht, es dann aber zunächst aus der Ver­ord­nung genom­men. Das war ein Test. Am Ende kam es wie­der rein, weil der Wider­stand doch nicht so stark war, wie erwar­tet. Sie ver­fah­ren nach der Metho­de, die Jean-Clau­de Jun­cker schon 1999 im Spie­gel beschrie­ben hat: „Wir beschlie­ßen etwas, stel­len das dann in den Raum und war­ten eini­ge Zeit ab, was pas­siert. Wenn es dann kein gro­ßes Geschrei gibt und kei­ne Auf­stän­de, weil die meis­ten gar nicht begrei­fen, was da beschlos­sen wur­de, dann machen wir wei­ter – Schritt für Schritt, bis es kein Zurück mehr gibt.“

Mei­ne Frau hat­te kein Ver­ständ­nis für mei­ne Ansich­ten. Sie mein­te, es gäbe jetzt wich­ti­ge­re Din­ge als das Ver­kaufs­ver­bot für Feu­er­werk. Sicher­lich ist Feu­er­werk nicht über­le­bens­not­wen­dig wie Strom oder Heiz­öl. Aber sie gehen in klei­nen Schrit­ten vor. Die­sel kön­nen sie nicht von heu­te auf mor­gen ver­bie­ten. Also fan­gen sie beim Feu­er­werk an. Und also ist es wich­tig, daß wir schon beim Feu­er­werk Wider­stand leisten.Wir müs­sen über­haupt mehr Wider­stand leis­ten. Jeder soll­te sich fra­gen, wo er wider­ste­hen kann. Von Ben­zi­ner auf Die­sel umstei­gen, die Imp­fung ver­wei­gern, sich auf­raf­fen, und demons­trie­ren gehen! Ange­bo­te dazu wird es im nächs­ten Jahr genug geben. Oder ein­fach nur wider­spre­chen und einen Covidio­ten, der einen ermahnt, die Mas­ke rich­tig zu tra­gen, tüch­tig zur Rede stel­len. Jeder kann Wider­stand leis­ten. Und jeder wird 2021 Wider­stand leis­ten müs­sen, wenn wir uns nicht damit abfin­den wol­len, daß unser einst frei­es Land zu einer schä­bi­gen Dik­ta­tur verkommt.

H.-Th.Tillschneider