10. September 2024

Zukunft braucht Herkunft – Heimat und Volksgut im Lehrplan stärken

Antrag vom 10. Sep­tem­ber 2024

Druck­sa­che 8/4574 (3 S.)

Kurz­be­schrei­bung:

In der aktu­el­len Fas­sung des Fach­lehr­plans Grund­schu­le für das Fach Sach­un­ter­richt taucht der Begriff der „Hei­mat“ nicht ein ein­zi­ges Mal auf. Dabei ist es gera­de der Sach­un­ter­reicht (ehe­mals Hei­mat­kun­de­un­ter­richt), der ein Bewusst­sein für die Ver­wur­ze­lung des Ein­zel­nen in der Geschich­te und Tra­di­ti­on sei­nes Vol­kes schaf­fen soll. Durch ein tie­fe­res Ver­ständ­nis der eige­nen Hei­mat­re­gi­on kön­nen Kin­der eine stär­ke­re Bin­dung zu ihrer Hei­mat ent­wi­ckeln und ein Gefühl der Zuge­hö­rig­keit zur Gemein­schaft auf­bau­en. Dies ist gera­de in Hin­blick auf den tat­säch­lich dro­hen­den Ver­lust der Hei­mat durch unkon­trol­lier­te Zuwan­de­rung, „No-Go-Are­as“ sowie Umwelt­zer­stö­rung und ‑ver­schmut­zung mehr denn je von Bedeu­tung. Die AfD-Frak­ti­on for­dert des­halb in ihrem Antrag die Lan­des­re­gie­rung dazu auf, den gegen­wär­ti­gen Sach­un­ter­richt in „Hei­mat­kun­de“ umzu­be­nen­nen und kon­zep­tio­nell neu aus­zu­rich­ten. Einer der Schwer­punk­te soll dabei auf der Sicher­stel­lung von flä­chen­de­cken­dem Schul­gar­ten­un­ter­richt lie­gen. Auch in den Fächern Deutsch und Musik soll es eine Neu­aus­rich­tung zur För­de­rung der Iden­ti­täts­bil­dung unse­rer Kin­der geben. So sol­len neben den Mär­chen der Gebrü­der Grimm auch Volks­lie­der einen fes­ten Platz im Lehr­plan erhalten.

Antrag:

Zukunft braucht Her­kunft – Hei­mat und Volks­gut im Lehr­plan stärken.
Der Land­tag wol­le beschließen:
Die Lan­des­re­gie­rung wird aufgefordert,

  1. den Sach­un­ter­richt in Hei­mat­kun­de umzubenennen;
  2. den gegen­wär­ti­gen Sach­un­ter­richt zur För­de­rung von natio­na­ler und regio­na­ler Iden­ti­tät kon­zep­tio­nell neu aus­zu­rich­ten. Dazu sol­len neue Schwer­punk­te gelegt wer­den auf
    a) Umwelt- und Natur­schutz als Heimatschutz,
    b) regio­na­le Lebensmittelerzeugung,
    c) Brauchtum,
    d) flä­chen­de­cken­der Schul­gar­ten­un­ter­richt (inklu­si­ve Heilpflanzenpädagogik),
    e) land- und forst­wirt­schaft­li­che Prozesse;
  3. den Fach­lehr­plan Deutsch für die Grund­schu­le dahin­ge­hend zu über­ar­bei­ten, dass die Mär­chen der Brü­der Grimm in vol­lem Umfang und der nicht adap­tier­ten Ori­gi­nal­aus­ga­be obli­ga­to­risch zu behan­deln­der Schul­stoff sind;
  4. den Fach­lehr­plan Musik für die Grund­schu­le dahin­ge­hend zu über­ar­bei­ten, dass min­des­tens 20 tra­di­tio­nel­le Volks- und Kin­der­lie­der melo­disch, rhyth­misch und text­lich sicher zu sin­gen sind;
  5. dar­auf hin­zu­wir­ken, dass über den Musik­un­ter­richt hin­aus mit den Schü­lern täg­lich zur Begrü­ßung ein aus dem umfang­rei­chen deut­schen Volks­lied­gut stam­men­des Lied gesun­gen wird.

Begrün­dung

In der aktu­el­len Fas­sung des Fach­lehr­plans Grund­schu­le für das Fach Sach­un­ter­richt taucht der Begriff der „Hei­mat“ nicht ein ein­zi­ges Mal auf. Im dazu­ge­hö­ri­gen Grund­satz­band für die Grund­schu­le fin­det er sich ledig­lich als Rudi­ment unter dem The­men­kom­plex „Hei­mat­li­che Spu­ren“. Die­sem gehalt­lo­sen Ver­ständ­nis eines zum über­hol­ten Relikt ver­kom­me­nen Hei­mat­be­griffs im Unter­richt und dem tat­säch­lich dro­hen­den Ver­lust der Hei­mat durch unkon­trol­lier­te Zuwan­de­rung, „No-Go-Are­as“ sowie Umwelt­zer­stö­rung und ‑ver­schmut­zung muss ent­ge­gen­ge­wirkt werden.

Dies ist zuvör­derst die Auf­ga­be des Hei­mat­kun­de­un­ter­richts, der ein Bewusst­sein für die Ver­wur­ze­lung des Ein­zel­nen in der Geschich­te und Tra­di­ti­on sei­nes Vol­kes schaf­fen soll. Durch ein tie­fe­res Ver­ständ­nis der eige­nen Hei­mat­re­gi­on kön­nen Kin­der eine stär­ke­re Bin­dung zu ihrer Hei­mat ent­wi­ckeln und ein Gefühl der Zuge­hö­rig­keit zur Gemein­schaft auf­bau­en. Dies hemmt auch die Bereit­schaft, weg­zu­zie­hen, was die Abwan­de­rungs­ten­den­zen, unter denen Sach­sen-Anhalt immer noch lei­det, abmil­dern kann.

Die­se rich­tungs­wei­sen­de Neu­aus­rich­tung ist durch eine Erhö­hung der Prio­ri­tät der Behand­lung von Grimms Mär­chen im Deutsch­un­ter­richt sowie des Volks­lied­gu­tes im Musik­un­ter­richt zu ergänzen.

Die Kin­der- und Haus­mär­chen, die Jacob und Wil­helm Grimm Anfang des 19. Jahr­hun­derts sam­mel­ten und publi­zier­ten, sind davor Jahr­hun­der­te münd­lich tra­diert wor­den. In ihnen hat das deut­sche Volk sei­ne Welt­sicht, sei­ne Erfah­run­gen und Wer­te nie­der­ge­legt. In den Volks­mär­chen ist der Volks­geist auf­be­wahrt. Sie sind ein Schatz unse­rer Iden­ti­tät, her­vor­ra­gend geeig­net, um Kin­der dar­an zu bil­den. In einer Zeit, in der kul­tu­rel­le Iden­ti­tät oft frag­men­tiert erscheint, kön­nen Grimms Mär­chen dazu bei­tra­gen, ein Gefühl der Zuge­hö­rig­keit und des Stol­zes auf das eige­ne kul­tu­rel­le Erbe zu fördern.

Ähn­lich wie die Mär­chen sind die Volks­lie­der ein wesent­li­cher Bestand­teil des kul­tu­rel­len Erbes und tra­gen zur Iden­ti­täts­bil­dung bei. Volks­lie­der sind nicht nur musi­ka­li­sche Aus­drucks­for­men; sie ver­mit­teln his­to­ri­sche Ereig­nis­se, sozia­le Wer­te und gemein­schaft­li­che Erleb­nis­se. Durch das Sin­gen von Volks­lie­dern kön­nen Schü­ler ein Gefühl der Ver­bun­den­heit mit ihrer kul­tu­rel­len Ver­gan­gen­heit ent­wi­ckeln und die Tra­di­tio­nen ihrer Vor­fah­ren bes­ser verstehen.

Das Sin­gen von Volks­lie­dern hat auch eine star­ke sozia­le Kom­po­nen­te. Es för­dert das Gemein­schafts­ge­fühl. Es schafft eine gemein­sa­me Erfah­rung, die die Schü­ler näher zusam­men­bringt und das sozia­le Mit­ein­an­der stärkt. Die­se Lie­der kön­nen auch hel­fen, eine posi­ti­ve, angst­freie Ein­stel­lung zum Sin­gen zu ent­wi­ckeln, was ins­be­son­de­re in einem Schul­um­feld, wo das freie Sin­gen in der Regel spon­tan abge­lehnt wird, von unschätz­ba­rem Wert ist.

Oli­ver Kirchner

Frak­ti­ons­vor­sitz

Antrag als PDF-Datei

https://afdfraktion-lsa.de/zukunft-braucht-herkunft-heimat-und-volksgut-im-lehrplan-staerken/

https://padoka.landtag.sachsen-anhalt.de/files/drs/wp8/drs/d4574aan.pdf

10.9.2024