22. Dezember 2024

Globalisierung mordet

Der Atten­tä­ter von Mag­de­burg, der mit einem Miet­au­to in die Men­schen­men­ge auf dem Weih­nachts­markt gerast ist, war weder Isla­mist noch Sozi­al­hil­fe­emp­fän­ger noch ist er mit einer Mas­sen­ein­wan­de­rungs­wel­le ille­gal nach Deutsch­land gekom­men. Er war Arzt, ist vor Jahr­zehn­ten legal ein­ge­reist, hat hier gear­bei­tet und Steu­ern gezahlt und zu allem Über­fluss hat er auch sei­nen Islam abge­legt. Ein schein­bar gut inte­grier­ter Ex-Mos­lem und eine ech­te Fach­kraft dazu.

Aber nur der Umstand, dass er nicht ins übli­che „Atten­tä­ter aus Nahost“-Schema passt, macht ihn nicht weni­ger gefähr­lich und macht die Quel­len sei­ner Radi­ka­li­sie­rung nicht weni­ger gefähr­lich. Fach­kraft-Sein schützt nicht vor Ter­ro­ris­mus. Der Fall lohnt die Betrach­tung, denn er zeigt uns, dass wir einem fal­schen Urteil auf­sit­zen, wenn wir die unqua­li­fi­zier­te Mas­sen­ein­wan­de­rung für das Pro­blem hal­ten. Die Mas­sen­ein­wan­de­rung ver­stärkt nur das Pro­blem, so dass es manch­mal schei­nen könn­te, die Mas­se wäre das Pro­blem. Sei­ne Wur­zeln aber lie­gen nicht in der Mas­se, son­dern in der kul­tu­rel­len Fremd­heit der Einwanderung.

Beim Atten­tä­ter von Mag­de­burg kann von Mas­se kei­ne Rede sein, denn er war Teil einer der kleins­ten Ein­wan­de­rer-Com­mu­ni­ties in Deutsch­land: Exil-Sau­di-Ara­ber. Sau­di-Ara­bi­en ist eher Ein­wan­de­rungs- als Aus­wan­de­rungs­land. Es zieht aus aller Welt und auf allen Niveaus von der phil­ip­pi­ni­schen Putz­frau bis zum deut­schen Inge­nieur Gast­ar­bei­ter an. Für ech­te Fach­kräf­te zah­len die Sau­dis gut. Die Sau­dis selbst zie­hen es vor, wenig oder gar nicht zu arbei­ten und von ihren üppi­gen Ölein­nah­men zu leben. Sau­dis ver­las­sen in aller Regel nicht ihr Land. Wenn sie es doch tun, dann nur als Tou­rist oder, weil sie mit dem ultra­or­tho­do­xen Islam der Macht­ha­ber oder den Macht­ha­bern nicht ein­ver­stan­den sind. Und so einer war der Attentäter.

Er kämpf­te von Deutsch­land aus gegen die sau­di-ara­bi­sche Regie­rung und den Islam. Die deut­sche Asyl­po­li­tik mach­te es mög­lich. Da der Atten­tä­ter tat­säch­lich poli­tisch ver­folgt war und mit sei­nen Ansich­ten in Sau­di-Ara­bi­en wohl hin­ge­rich­tet wor­den wäre, bekam er – recht­lich kor­rekt – Asyl. Auch damit unter­schied er sich von den Wohl­stand­flücht­lin­gen, deren Asyl­an­trä­ge stets unbe­grün­det sind und nur dazu die­nen, die Abschie­bung auf­zu­hal­ten. Die poli­ti­sche Ver­fol­gung, unter der er litt, mach­te ihn aber nicht unge­fähr­lich – im Gegenteil.

Zunächst sorg­te er für Span­nun­gen im Ver­hält­nis zwi­schen Deutsch­land und Sau­di-Ara­bi­en. Sau­di-Ara­bi­en woll­te, dass der Stö­ren­fried aus­ge­lie­fert wird. Die Bun­des­re­pu­blik wei­ger­te sich aus selbst­mör­de­ri­schem Mit­leid, wie Elon Musk twit­ter­te. Damit hat sich unser Land zur Par­tei im Kampf der sau­di­schen Regie­rung gegen die sau­di­sche Oppo­si­ti­on gemacht. Und wie es immer bei sol­chen Ein­mi­schun­gen geschieht, dankt es einem nie­mand. Der Atten­tä­ter jeden­falls hat Deutsch­land, das ihm Schutz bot und nicht aus­lie­fer­te, dies nicht gedankt, son­dern eine Dis­kri­mi­nie­rung der sau­di­schen Oppo­si­ti­on durch die Bun­des­re­gie­rung (!) her­bei­phan­ta­siert. Mit sei­ner Tat woll­te er sich an „Deutsch­land“ dafür rächen, dass es ihn nicht so unter­stützt hat, wie er es ger­ne gehabt hätte.

Sol­che Ver­wer­fun­gen sind das direk­te Resul­tat des Pro­zes­ses, den man „Glo­ba­li­sie­rung“ nennt. Das ist der gro­ße poli­ti­sche Rah­men, der es mög­lich macht, dass ein zum Wahn­sinn nei­gen­der sau­di-ara­bi­scher Psy­cho­lo­ge von Deutsch­land aus die sau­di­sche Regie­rung bekämpft. In den letz­ten Jahr­zehn­ten wur­den Migra­ti­ons­be­we­gun­gen sys­te­ma­tisch geför­dert. Ich ver­wei­se nur auf den UN-Migra­ti­ons­pakt, der das Her­um­wan­dern in der Welt zum Men­schen­recht erklärt. Jeder soll sich auf sei­nem Ort der Wahl in der Welt nie­der­las­sen kön­nen. Die­se Agen­da und die­se Ein­stel­lung sor­gen dafür, dass Kon­flik­te in einem Land sich wie ein Virus über den gan­zen Glo­bus aus­brei­ten. Der Kampf der ira­ni­schen Oppo­si­ti­on gegen die ira­ni­sche Regie­rung, der Kampf der Putin-Geg­ner gegen die Putin-Unter­stüt­zer, der Kampf der Paläs­ti­nen­ser gegen Isra­el wird dann in Deutsch­land, in Frank­reich, in den USA und jedem ande­ren Land der Welt gekämpft.

Und die Kon­flik­te gewin­nen durch die Ent­wur­ze­lung der Akteu­re an Schär­fe. Wäre der Atten­tä­ter von Mag­de­burg gezwun­gen in Sau­di-Ara­bi­en zu blei­ben, hät­te er, auch wenn er dort gegen die Regie­rung gekämpft hät­te, wohl nicht sei­ne Lands­leu­te tot­ge­fah­ren. Aber die Deut­schen bedeu­te­ten ihm eben nichts. Es waren kei­ne Lands­leu­te, son­dern nur eine aus­tausch­ba­re Men­schen­ku­lis­se für sei­nen Ter­ror­wahn, Ange­hö­ri­ge eines Staa­tes, den der Atten­tä­ter dafür hass­te, dass er ihn ver­wöhn­te und ihm kei­ne Gren­zen auf­zeig­te. Ent­wur­zelt und ihren sta­bi­li­sie­ren­den Her­kunfts­ge­sell­schaf­ten ent­ris­sen, geis­tern ori­en­tie­rungs­lo­se Vaga­bun­den durch eine Welt, die ihnen kei­nen Halt mehr gibt und die sie des­halb nach Belie­ben zertrümmern.

Und des­halb kann es aus dem Anschlag von Mag­de­burg nur zwei Leh­ren geben. Ers­te Leh­re: Strengs­te Kon­flikt­hy­gie­ne! Frem­de Kon­flik­te gehen uns nichts an! Wir mischen uns weder im Iran noch in Sau­di-Ara­bi­en noch in Geor­gi­en noch sonst wo auf die­ser Welt in frem­de Kon­flik­te ein. Zwei­te Leh­re: Migra­ti­on kann kei­ne Lösung für Fach­kräf­te­man­gel und Gebur­ten­de­fi­zit sein! Migra­ti­on ent­wur­zelt, Migra­ti­on zer­stört, Migra­ti­on muss beschränkt wer­den, und zwar je stär­ker, je grö­ßer die kul­tu­rel­len Unter­schie­de sind. Das Ver­blei­ben und Wur­zel­schla­gen soll das Selbst­ver­ständ­li­che sein, das sich nicht gerecht­fer­tigt muss, das gelobt und geför­dert wird. Es gilt, die Glo­ba­li­sie­rung der Men­schen­strö­me zurück­dre­hen, Gren­zen stark zu machen und eine Welt, die aus den Fugen gera­ten ist, wie­der einzurenken.

22.12.2024